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Hans-Jürgen Kahlfuß

 

Landesgeschichte in Hessen: Wie wird sie vermittelt?1

 

In der ersten Arbeitsgesprächsrunde am Vormittag u. d. T.: "Landesgeschichte in Hessen: Wo wird sie erforscht?" fehlt unter den Referenten der wissenschaftliche Bibliothekar. Selbstverständlich befinden sich in jeder hessischen Universitätsbibliothek der Hochschulen Kassel, Marburg, Gießen, Frankfurt/Main und Darmstadt die grundlegenden gedruckten Werke zur hessischen Landesgeschichte. Die Hochschulbibliotheken in Darmstadt, Frankfurt/Main und Kassel haben gleichzeitig die Funktion einer Landesbibliothek für ein hessisches Teilgebiet, das sind hier im weitesten Sinne das Großherzogtum Hessen, die Freie Stadt Frankfurt und das Kurfürstenzentrum Hessen (ich verwende die politischen Bezeichnungen des 19. Jahrhunderts). Dazu gesellen sich die Landesbibliotheken Fulda und Wiesbaden, schwerpunktmäßig zuständig für das Gebiet des früheren Fürstbistums Fulda bzw. des Herzogtums Nassau. Diese Bibliotheken haben - z. T. wie Kassel seit über zweihundert Jahren - für das Schwerpunktgebiet in Hessen das Pflichtexemplarrecht. In diesen Bibliotheken wird selbstverständlich die hessische Landesgeschichte in ihren vielfältigen Teilbereichen mit Hilfe der vorhandenen Literatur erforscht. Diese Bibliotheken vermitteln aber auch einzeln oder gemeinsam auf vielfältige Weise die Forschungsergebnisse zur hessischen Landesgeschichte in Hessen; zusätzlich werden gelegentlich, gemeinsam mit anderen hessischen Kultureinrichtungen, Quellenwerke zur hessischen Landesgeschichte ediert.

 

Ich nenne zum besseren Verständnis zwei besonders herausragende Arbeitsvorhaben:

   1. Die "Hessische Bibliographie" erscheint seit 1977, herausgegeben "von der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt/Main in Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes Hessen."

   2. Der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde e. V. Kassel, die Universitätsbibliothek Marburg und die Gesamthochschul-Bibliothek Kassel haben mit finanzieller Unterstützung des Landes Hessen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft für fast eine Million DM die weitgehend nur noch in der Universitätsbibliothek Marburg erhaltenen kurhessischen Zeitungen, erschienen bis 1945, auf Mikrofilme verfilmt, nachdem diese wegen Brüchigkeit nicht mehr einsehbar waren. Soeben ist der entsprechende Zeitungskatalog, der die verfilmten Zeitungsbestände erschließt, erschienen. Diese, seit etwa 1740 regelmäßig erscheinenden Zeitungen erschließen mehr oder weniger umfassend alle Forschungsbereiche der neueren hessischen Landesgeschichte. Sie sind als Quelle für jede wissenschaftliche Arbeit unentbehrlich.

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1 Redebeitrag für das 2. Arbeitsgespräch des 8. Hessischen Kulturforums unter dem Titel "Landesgeschichte in Hessen“ am Samstag, dem 14.6. 1992, in der Alten Aula Marburg

 

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