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ten [mitverfolgten] Familienangehörigen in Erinnerung. Das biographische Handbuch, dem Gedenken der Opfer unter den Weimarer Reichstagsabgeordneten gewidmet, verweist aber auch auf das namenlose Elend der Gewaltherrschaft.

Unter den Bedingungen des "realen Sozialismus" konnten im Frühjahr 1989 umfangreiche Bestände des damaligen SED-Parteiarchivs in Ost-Berlin ausgewertet werden. Als das Handbuch zwei Jahre später vorlag, hatte das Archiv seinen Namen geändert und einen Teil der Bestände an das Bundesarchiv abgegeben. Von den sich damit eröffnenden Forschungsmöglichkeiten hatte die Lebensschicksale-Redaktion nicht einmal träumen können. Die Forschungsdevise konnte daher nur lauten: Wiederaufnahme der Spurensicherung. Die Präsidentin des Deutschen Bundestages, Rita Süssmuth, nahm diese Anregung des Herausgebers wohlwollend auf und stellte eine Förderung in Aussicht.

Einen engagierten Mitstreiter fand die Parlamentarismus-Kommission in dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Josef Felder. Als letzter überlebender [Überlebender] der am 23. März 1933 vergeblich (und allein) gegen die Annahme des "Ermächtigungsgesetzes" votierenden sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, sprach sich Josef Felder für eine überarbeitete und erweiterte Dokumentation aus. Nachdrücklich unterstützte auch Heinz Westphal, Alt-Vizepräsident des Deutschen Bundestages, die Forschungsinitiative.

Mit der Forschungsarbeit kann nunmehr wieder begonnen werden. Der Deutsche Bundestag bewilligte für das Haushaltsjahr 1992 insgesamt 60000 DM, die eine begrenzte Weiterführung der Forschungen ermöglichen. Die Forschungsmittel sollen dazu beitragen, neue Quellen zu erschließen sowie die politische Verfolgung der Landtagsabgeordneten und der Parlamentarier in den von Deutschen besetzten Ländern exemplarisch zu dokumentieren.

Die M. d. R.-Redaktion stellt sich der Herausforderung, innerhalb eines Jahres die Forschungsvorgabe einzulösen. Zeit und Ressourcen sind jedoch mehr als knapp bemessen. Um so mehr ist das Forschungsteam (Parlamentarismus-Kommission, W-5300 Bonn 1, Colmantstraße 39, Telefax 0228/1695810) auf die Mitwirkung von Angehörigen und Zeitzeugen, von Archiven, Bibliotheken, und Forschungseinrichtungen angewiesen und für jede Unterstützung seiner Arbeit dankbar.

Schumacher, Martin (Hrsg.): M. d. R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933-1945, 686 S., 12 Tabellen, 70 Abbildungen.

Pressemitteilung der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der Politischen Parteien vom 15. Januar 1992

 

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