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BERICHTE

 

Staatsarchiv Marburg erwarb die Stausebacher Chronik

Eine wichtige Erwerbung gelang dem Hessischen Staatsarchiv Marburg im Sommer 1991: Die Stausebacher Chronik des Kaspar Preis 1636 - 1667, eine wichtige Quelle für die Geschichte der einfachen Leute in Oberhessen zur Zeit des 30jährigen Krieges, konnte aus Privatbesitz angekauft werden. Sie erhielt die Signatur H 317. Die Chronik enthält 98 Papierblätter, die zunächst der Restaurierung bedürfen. Für die Forschung steht jedoch bereits ein Benutzungsfilm zur Verfügung.

Über den Inhalt der Stausebacher Chronik informiert für die Zeit des dreißigjährigen Krieges ausführlich Walter Kürschner, Aus dem 30jährigen Kriege, Die "Stausebacher Chronik", in: Hessenland 24, 1910, S. 317 - 320, 340 - 342, 356 - 358; vgl. dazu (Franz) v. Geyso, Aus dem 30jährigen Kriege, Ein Nachwort zur Stausebacher Chronik, in: Hessenland 25, 191 1 [1911], S. 3 - 6.

Der Druck der Chronik von (Josef Ruhl, Stausenbacher (sic) Chronik des Kaspar Preis, 1637 - 1667, in: Fuldaer Geschichtsblätter 1, 1902, S. 113 - 125 (soweit mit fast allen Fehlern nachgedruckt von Paul Görlich, Kriegsnöte im hessischen Land, Aus der Stausebacher Chronik des Kaspar Preis, in: Hessische Heimat 13,1963, H. 2, S. 24-28), 129-142,145-155, 161-171, 177-186, ist leider sehr unzuverlässig und wimmelt geradezu von zum Teil sinnentstellenden Fehlern. Denn es macht schon einen Unterschied, ob etwas "nicht gelegen" (Ruhl S. 116, Görlich S. 24) ist oder (richtig) "nicht gelogen".

Für die Unzuverlässigkeit der beiden genannten Drucke seien nur wenige weitere Beispiele in nach Editionsgrundsätzen vereinfachter Schreibweise angeführt: Den Hof in Stausebach kaufte Kaspar Preis 1636 'Vor und umb siebenhundert gulten", nicht "vor vedt umb Sieben hundert gulten" (Ruhl S. 115, Görlich S. 24); "das land (fehlt Ruhl und Görlich) lag ungebauen" (nicht "wngebauet" Ruhl S. 117 bzw. "ungebauet" Görlich S. 25); "ein möth erbis" kostete 8 Taler, nicht "ein möth erlis" (Ruhl und Görlich a.a.O.); "in anno 1637", nicht "zu Ao. 1637", waren die Darmstädtischen "im stilstand", nicht "In Nilstandt" (Ruhl und Görlich a.a.O.), mit den Schweden und Hessen; die "Sindersfeller" waren mit Weib und Kind in Stausebach, nicht die "Redersfeller" (Ruhl S. 118, Görlich S. 25); und schließlich: "Wir hatten auch vil (fehlt Ruhl und Görlich) buchsen und den der gefreute (nicht "dan der gefragte" Ruhl und Görlich a.a.O.) mit 4 soltaden." Das mag genügen, um deutlich zu machen, daß eine neue Edition der Stausebacher Chronik dringend vonnöten ist.

Dieses Desiderat wird leider auch von der "Neuausgabe des Museums Amöneburg", die Alfred Schneider 1987 bis 1989 als Beilage der "Amöneburger Blätter" in maschinenschriftlichem Druck vorgelegt hat, nicht erfüllt. Zwar sind die Fehler von Ruhl und Görlich zumeist ausgemerzt worden ("gelegen" statt "gelogen" liest freilich auch Schneider S. 2); aber es handelt sich nicht um eine Edition, sondern um einen - auch hinsichtlich Groß- und Kleinschreibung und Worttrennung - buchstabengetreuen Abdruck, über dessen Richtig- [Richtigkeit]

 

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