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AUFSÄTZE

Heinz Reuter

Der Erbstreit um die Grafschaft Ziegenhain

In "Geschichte des Landes Hessen" von Karl E. Demandt 1972 lesen wir über das Ende der Grafschaft Ziegenhain auf Seite 207: Infolgedessen fiel die Grafschaft nach dem erbenlosen Tode Graf Johanns II. 1450 mit Zustimmung der Oberlehnsherren Fulda und Hersfeld, die inzwischen gleichfalls weitgehend von Hessen abhängig geworden waren, als erledigtes Lehen an die Landgrafschaft. Die Ansprüche, die die Herren von Hohenlohe erhoben (auf Grund einer Heirat von Graf Johanns Schwestertochter in das hohenlohische Haus), waren erbrechtlich nicht ausreichend begründet und politisch bedeutungslos, so daß sie schließlich 1495 von König Maximilian für immer abgewiesen worden sind, nachdem sich Hessen zu einer geringen finanziellen Entschädigung bereit erklärt hatte.

In der Zeitschrift "Mainfränkische Hefte" Heft 44-1965 ist in einer Abhandlung "Hohenlohe - Bilder aus der Geschichte von Haus und Land", von Hubert Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst und Friedrich Karl Erbprinz zu Hohenlohe-Waldenburg ausgeführt: "1450 wurde das Haus Hohenlohe mit den Grafschaften Ziegenhain und Nidda im heutigen Hessen belehnt, doch konnte es sich nicht mehr als ein halbes Jahrhundert im Besitz derselben halten, da die Landgrafen von Hessen ebenfalls Ansprüche erhoben. Schließlich wurden die Grafschaften gegen eine Ablösung an die Landgrafen abgetreten. Immerhin erscheint um diese Zeit im hohenlohischen Wappen im 5. und 6. Geviert das Wappen von Ziegenhain und Nidda."

In der Geschichtsschreibung über Hessen ist sonst kaum etwas über diese Erbauseinandersetzung zu finden. Erst in einem längeren Aufsatz von Taddey "Wie die Hohenlohe Grafen wurden" in der Beilage zum Staatsanzeiger Baden-Württemberg Nr. 5 - Oktober 1976, behandelt der Autor den Erbstreit ausführlich, wobei er sich auf die Unterlagen im Neuensteiner Linienarchiv im Hohenlohezentralarchiv in Neuenstein beruft. Hieraus ergibt sich folgende Darstellung:

Die Vorfahren der Grafen von Ziegenhain waren die seit 800 im Edergebiet bezeugten Grafen Gozmar, die zu den alteingesessenen hessischen Grafengeschlechtern zählten. Später waren sie Inhaber einer geschlossenen Grafschaft, die das Gebiet von Schwalm-Knüll und Kellerwald umfaßte. Ihre größte Macht erreichten sie unter Graf Ludwig l. von Ziegenhain (1194 - 1226), der ein enger Gefolgsmann der Staufer war. Durch die Grafschaft Ziegenhain war Hessen praktisch in zwei Teile gespalten. Niederhessen und Oberhessen. Durch Heirat war seit 1311 auch die Grafschaft Nidda wieder fest mit der Grafschaft an der Schwalm verbunden und im Besitz der Ziegenhainer Grafen, die sich jetzt Grafen von Ziegenhain und Nidda nannten. Im Gegensatz zu ihrem Vater gingen

 

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