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Reihe neuzeitlicher Keramik fand. Ferner konnten die Strukturen des damals zerstörten Gebäudes festgestellt werden, da angebrannte Balken und Grundmauern entdeckt wurden. Die Bestimmung der aufgefundenen Räume konnte ermittelt und so das Gesamtbild des Hauses rekonstruiert werden. Trotz der Vielzahl an Funden war dieser Arbeitsstand natürlich wenig befriedigend, denn an Gebäuden - selbst aus dem 16. Jahrhundert - mangelt es in Witzenhausen nicht, von der Keramik ganz zu schweigen! Bald stießen wir jedoch auf einen Keller, der, nach dem Verfüllmaterial zu urteilen, mindestens in das 14. Jahrhundert zu datieren ist. Die Treppe war noch vollständig und die Wände bis auf halbe Höhe erhalten. In diesem Keller befand - und befindet sich zum Teil noch immer - eine wahre Fundgrube für die Stadtgeschichte, denn der Keller wurde ab dem 14. Jahrhundert als Abfallgrube genutzt und enthielt deshalb eine außergewöhnlich große Zahl an Keramik, Kacheln, Glas, Leder, Holzresten und sonstigem organischen Abfall, der Aufschluß über die Lebensgewohnheiten der Witzenhäuser gibt. Im Labor der Universität Göttingen wurde bereits eine Bodenprobe untersucht, die Reste von verschiedenen Früchten, von Nüssen, Getreide und anderem lieferte, was die Tafel der Bürger während der Renaissance füllte. Weitere Bodenproben sind vorgesehen, um das Bild abzurunden. Neben dem Keller, in etwa einem Meter Entfernung, befand sich eine Grube, die mit allerlei Keramik und Dutzenden von Murmeln (Großalmeroder Knicker) verfüllt war, so daß schließlich ein repräsentativer Durchschnitt durch die Zeit vom 14. bis zum 19. Jahrhundert geborgen werden konnte, dessen Schwerpunkt auf der Renaissance liegt. Neben schönen Werrawarefragmenten gehören die meisten Stücke der Großalmeroder Fabrikation an. Beachtung verdient die für einen normalen Haushalt ungewöhnlich hohe Anzahl an Paßgläsern[1)], die sich in zahlreichen Bruchstücken im Keller befanden. Die Sensation - sowohl für uns, als auch für die Öffentlichkeit - stellt die Aufdeckung zweier spätbronze- bis eisenzeitlicher Brandbestattungen dar. Da Witzenhausen erst im Jahre 1225 gegründet wurde, kann allerdings von einer kontinuierlichen Besiedlung nicht ausgegangen werden. Dennoch ist dies für Witzenhausen und die nähere Umgebung ein Fund besonderer Art, lagen doch bisher keine genauen Daten für eine so frühe Besiedlung des Raumes - sei es auch nur kurzfristig - vor. Möglicherweise befinden sich auf dem Grundstück noch weitere Bestattungen. Eine genauere Darstellung sei an dieser Stelle nicht gewagt, da der größte Teil der Funde bisher noch nicht gereinigt und weitergehend bearbeitet werden konnte. Geplant ist eine spätere Veröffentlichung nach Abschluß der Grabung, die detailliertere Ergebnisse enthalten wird.

1) kelchförmige Biergläser der Renaissance, oft mit eingeschliffenen Trinkszenen.

Peter Mittag

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Neuerwerbungen des Stadtmuseums Hofgeismar

Im Marburger Antiquitätenhandel ankaufen und durch den "Kapitalstock" des VHG Zweigverein Hofgeismar vorfinanzieren konnte die Stadt Hofgeismar eine der bedeutendsten Neuerwerbungen der letzten Jahre. Es handelt sich um eine dreischlossige eichene Zunfttruhe der Löber, Weißgerber- und Schuhmacher von ca. 1600 sowie um die Urkunden dieser städtischen Zünfte von 1578 und 1788. Die Neuerwerbungen werden unmittelbar integriert in den Ausstellungsbereich "Zunft- und Wirtschaftsgeschichte Hofgeismar", der 1989 im Erweiterungsbau des Stadtmuseums am Petriplatz in Hofgeismar eröffnet werden soll.

 

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