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profit-Unternehmen [Nonprofit-Unternehmen] und tragt sich selber. Eine gewisse Unterstützung erhielten wir durch größere Bestellungen seitens des Hessischen Kultusministers 1984 und 1985; gelegentlich erhielten wir auch Druckkostenzuschüsse seitens interessierter Kommunen oder Zusagen auf "feste Abnahmen" seitens interessierter Gruppen und Initiativen (dies jedoch nur in sehr bescheidenem Maße). Ein relativ hoher und stabiler Subskribentenstamm unterstützt die Reihe. Unsere Buchpreise kalkulieren wir so niedrig wie es geht, um den Kauf eines Buches vielen Menschen zu erleichtern. Dies bedeutet, daß wir keine Autorenhonorare zahlen können und die im Verlag Tätigen überwiegend von ihrem Engagement in der Sache leben. Begonnen wurde die Schriftenreihe von Jörg Kammler und mir; großes Engagement hat später Wolfgang Prinz eingebracht, der neben vielem anderen (bis hin zu Fragen der Gestaltung, des Vertriebes usf.) die Studie "Als jüdische Schülerin entlassen" redaktionell und wissenschaftlich begleitet und an der Arbeit über das "Außenkommando Hessisch Lichtenau des KZ Buchenwald" in erheblicher Weise redaktionell gearbeitet hat. Seit eineinhalb Jahren ist Agnes Blöing für die Schriftenreihe tätig: von der redaktionellen Betreuung der Manuskripte über die Korrespondenz bis hin zum Vertrieb und zur Kontoführung reichen ihre vielfältigen Aufgaben. Unsere Leser und die Verteilung unserer Bücher: Durch die Schulämter gelangten 1984/1985 einige Hefte der Schriftenreihe in die Schulen, so daß in nahezu jeder Schulbibliothek in Kassel, Kassel-Land, im Schwalm-Eder- und im Werra-Meißner-Kreis Hefte unserer Reihe vorhanden sind. Ob jedoch viele Lehrer, denen man es dadurch seitens der Schulämter erleichtert hat, daraufhin auch mit diesen aktuellen regional bezogenen Studien arbeiten, entzieht sich unserer Kenntnis. Durch den regional geschichtlichen Schwerpunkt unserer Reihe fanden und finden wir zahlreiche Leser "vor Ort", die sich über die Geschichte "ihres Dorfes" oder "ihrer Familie" informieren wollen und das Buch meist über den örtlichen Zeitungshandel o.a. beziehen. Wir suchen nicht den fachlich besonders kundigen Leser; die Autoren arbeiten zwar wissenschaftlich, schreiben jedoch nicht in einer rein fachspezifischen Terminologie, sondern allgemein verständlich. Seit Beginn der Reihe haben wir weit über 10.000 Hefte der Schriftenreihe im "Einzelverkauf" veräußert. Der "reguläre" Buchhandel ist vielfach bei dem Ordern sehr vorsichtig; meist bestellt man dort nur, wenn ein Kunde nachfragt. Einige wenige Buchhändler im Nordhessischen bieten jedoch unsere Reihe dem Publikum wie andere "normale" Bücher auch an. Ein Großteil unserer Leser kommt aus Nordhessen. Ober diesen Rahmen hinaus rekrutiert sich die Leserschaft aus historisch Interessierten, vom Laien über die Geschichtswerkstatt bis hin zum Fachhistoriker.
  

Demnächst wird erscheinen "Waldecks Weg ins Dritte Reich. Gesellschaftliche und politische Strukturen eines ländlichen Raumes während der Weimarer Republik und zu Beginn des Dritten Reiches" (Auflage 1.000 Ex.), eine Fallstudie von Günter Steiner, in der mit akribischer Sorgfalt die Ausbreitung des Nationalsozialismus in einer agrarisch-konservativen Region dargestellt wird. Bis heute gibt es keine historische Darstellung Waldecks für die Zeit seit dem Ende des Ersten Weltkrieges.
  

In Vorbereitung befindet sich weiterhin eine kommentierte Ausgabe der "Briefe und Gedichte Kurt Finkensteins". Kurt Finkenstein, der in Kassel ein zahntechnisches Labor besaß, war Mitarbeiter der kriegsgegnerischen Zeitschrift "Die Aktion", Kommunist und literarisch tätig. Bald nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde er wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" ins Konzentrationslager Breitenau eingeliefert (dort stießen wir auf seine Spuren), nach einiger Zeit von dort entlassen, 1935 wieder inhaftiert, zu 7 1/2 Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Kassel-Wehlheiden absaß. Von dort wurde er nach Auschwitz geschafft, wo er umkam. Während der langen Zeit seiner Inhaftierung schrieb Kurt Finkenstein Briefe und Gedichte an seine zweite Frau Käte Westhoff und an seine Söhne, die in ausdrucksvoller Weise Auskunft geben von der inneren Verfassung des aufrechten Nazi-Gegners, von dem Ringen um Verbindung zur Außen welt, vom Wirken der Zensur ...

 

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