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Anlage 3

52. Jahreshauptversammlung des VHG in Homberg/Efze 1886

"Die diesjährige (52.) Jahresversammlung des Vereins fand vom 19. bis 21. Juli in der Stadt Homberg statt. Eingeleitet wurde sie am 19. Juli Abends 6 Uhr durch eine Gesammtvorstandssitzung, zu welcher sich 8 Mitglieder [...] des Gesammtausschusses eingefunden hatten. In derselben wurden die Tagesordnung für die Jahresversammlung und die in derselben zu stellenden Anträge festgestellt. Nach Been digung der Sitzung verlebte man noch mit den Homberger und zahlreich von auswärts eingetroffenen Theil nehmern einen heiteren Abend in dem Garten des Homberger Casinos.

Nachdem am Morgen des 20. die Stadtkirche unter Führung des Herrn Pfarrer Lohrmann besichtigt war, begann um 9 Uhr in dem mit Blumen, Guirlanden und sinnigen Sprüchen festlich dekorirten Casinosaal die Hauptversammlung. Eröffnet wurde dieselbe von dem Vorsitzenden, Herrn Major a.D. von Stamford, worauf Herr Bürgermeister Winter für die auf die Stadt Homberg getroffene Wahl dankte und die Erschienenen mit herzlichen Worten willkommen hiess. Hiernach sprach sich der Vorsitzende über die Verhältnisse des Vereins im verflossenen Jahre im Allgemeinen aus, betonte die stets wachsende Theilnahme an den Bestrebungen desselben und gedachte am Schluss der schweren Verluste, welche der Verein im letzten Jahre erlitten habe, [...], worauf sich die Anwesenden zu Ehren der Verstorbenen von ihren Sitzen erhoben. Sodann erstattete in Verhinderung des Schriftführers des Vereins, Secretärs Stern, dessen Stellvertreter, Herr Rogge-Ludwig, den Jahresbericht für den Hauptverein Kassel; danach ist in dem letzten Jahre die Zahl der Mitglieder, obgleich dem Verein 39 Mitglieder durch den Tod entrissen wurden, um 9 gestiegen und beträgt jetzt 1285, ferner wurde der literarischen Thätigkeit des Vereins in dieser Zeit, der Vermehrung der Bibliothek und der Sammlungen durch Schriftenaustausch, Ankauf und Geschenke, sowie der in Kassel gehaltenen Vorträge gedacht. Herr Conservator Bickell aus Marburg berichtete hierauf über den dermaligen Zustand der Marburger Sammlung.[...] Es wurden sodann folgende Anträge des Gesammtausschusses von der Versammlung ohne weitere Debatte einstimmig zum Be- schluss erhoben:

1) den Mitgliederbeitrag von 3 Mark auch für das nächste Etatsjahr beizubehalten;

2) ebenso den Zuschuss zur Vereinssammlung in Marburg im Betrage von 450 Mark; [...]

Nachdem der Vorsitzende mitgetheilt hatte,[...] der Jahres-Versammlung die Wiederwahl des bisherigen Vorstandes vorzuschlagen, macht Herr Bürgermeister Winter den Vorschlag, die bisherigen Vorstandsmitglieder und den Vorsitzenden durch Acclama-tion wieder zu wählen. Der Vorschlag fand allseitige Zustimmung und erklärte der Vorsitzende, dass er und die Vorstandsmitglieder zur Annahme der Wahl bereit seien. Damit war der geschäftliche Theil beendigt und hielten nun die beiden Festredner ihre angekündigten Vorträge und zwar Herr Metropolitan Schotte zu Homberg einen solchen über die für die hessische Kirche so bedeutungsvolle im Jahre 1526 zu Homberg gehaltene Synode und hierauf Herr Major a.D. von Gironcourt aus Marburg einen solchen über die Kämpfe um Homberg im dreissigjährigen Krieg. Beiden Rednern wurde für ihre hochinteressanten, auf gründlichen und umfassenden Studien beruhenden Vorträge der allseitigste, lauteste und wohlverdiente Beifall zu Theil.

Nachdem um 12 Uhr Mittags der Vorsitzende die Hauptversammlung für geschlossen erklärt und man im Garten des Casinos gemeinsam das Frühstück eingenommen hatte, wurde unter Führung des Herrn Inspectors Kessler die communalständische Taubstummenlehranstalt besichtigt, deren vortreffliche Einrichtung in dem vor einigen Jahren neuerbauten und mit der grössten Munificenz ausgestatteten Gebäude allgemeine Bewunderung erregte. Um 4 Uhr Nachmittags begann das Festmahl im Casinosaal, an welchem sich etwa 70 Personen betheiligten. Die Reihe der Toaste begann mit dem auf Se. Majestät den deutschen Kaiser, den Friedensfürsten und den Begründer der deutschen Einheit, dem es zu verdanken sei, dass Zustände, wie sie Herr von Gironcourt in seinem Vortrage geschildert, von nun an undenkbar seien, ausgebracht von

 

 

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