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in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts einen Hamburger Zweigverein des VHG. Hessenvereine in Hannover und Berlin wurden korporative Mitglieder.

2. Trotz des großen Gewichtes der kurfürstlichen Residenz und preußischen Pro vinzialhauptstadt Kassel blieb das Vereinsleben in den wenigen Mittelstädten und den vielen Kleinstädten sehr lebendig, aber in einem starken Auf und Ab von Aktivitäten und Mitgliederzahlen.

3. Für die Entwicklung des VHG in der Anfangszeit seines Bestehens war es ein besonderer Glücksfall, daß die ersten Vereinsmitglieder hohe Ränge in der damaligen Gesellschaft einnahmen. Aufgrund ihres Ansehens waren sie Vorbilder für die gebildeten, vielfach adligen Offiziere und Grundbesitzer sowie für die zahlreichen hohen Beamten in der Hauptstadt und in der Provinz. Nach 30 Vereinsjahren gehörten von den über 500 Mitgliedern, die sich in allen Kreis städten in mehr oder weniger große Mitgliedergruppen aufteilten, etwa 75% zu den "gebildeten" Bürgern des Landes.

4. Das Ansehen dieser Personen und Gruppen ließ diese in weiten Bevölkerungs kreisen als Vorbild erscheinen. Die Mitgliedschaft in diesen Vereinen erschien vor allem seit der Gründung des Deutschen Reiches für die eigene soziale Stel lung als erstrebenswert. Das Ergebnis war eine Verdreifachung der Mitgliedszahlen zwischen 1871 und etwa 1910. Die großbürgerlichen Lebensformen wurden nachgeahmt - siehe den Verlauf der Jahresversammlung in Homberg. Auch für "kleine Leute" war der Mitgliedsbeitrag erschwinglich und die Mitgliedschaft im VHG hob das soziale Ansehen.

5. In den Kleinstädten fand im Ortsverein eine Integration dieser Bürgerschicht statt. Beispiel Rotenburg 1864: Von den 18 Vereinsmitgliedern waren 7 oder 8 akademisch gebildet, neben dem (jüdischen) Rechtsanwalt, dem Rektor der Stadtschule, dem Pfarrer, Arzt und (Landrats-)Amtsassessor waren Hofgärtner, Postmeister, Steuerinspektor, Ingenieur, Amtsaktuar, Mühlenbesitzer und Bahnhofsinspektor Mitglieder im VHG, ein wahrer Spiegel der Kleinstadtelite". In Kassel waren 1871 neben dem Oberzolldirektor, Oberappellationsgerichtsrat und Gymnasialdirekter, der Ingenieur-Betriebsdirigent der Gasbereitungsan stalt, der Telegrapheninspektor und der Buchhändler Mitglied im VHG, ein kleiner Spiegel der werdenden Großstadt.

Natürlich wechselten 1834 bis 1904 die sozialen Schichten nicht so spürbar wie nach dem ersten oder zweiten Weltkrieg, welche die Mitgliedszahlen sehr stark sinken ließen, aber das Interesse an der hessischen Vergangenheit und die Liebe zur Heimat ermöglichte immer wieder die Erneuerung der Einzel vereine und damit des VHG.

 

 

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