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MHG N.F. 15. 1987.

 

AUFSÄTZE

 

Friedrich Herzog

Die Mitglieder des VHG 1834 - 1904

In der Jubiläumsschrift "100 Jahre Knüllgebirgsverein" hat Heinz Bischoff in einer Analyse der Mitgliederlisten von 1884 bis 1984 einen großen Wandel der geographischen und beruflichen Herkunft der Vereinsmitglieder festgestellt und daraus die Veränderungen der Aufgabenstellung und Arbeitsmethoden des Vereins im Laufe des 20. Jahrhunderts zu erklären versucht. Wieviel größer müssen die Veränderungen der Vereinsstruktur in unserem 150 Jahre alten überregionalen VHG sein! Auf der Suche nach Mitgliederlisten wurde ich leider, wie schon Karl E. Demandt in seinem Vortrag "140 Jahre Marburger Geschichtsverein" (MHG N.F. 9 S. 26) bedauernd feststellte, nur für die ersten 70 Jahre fündig. Zwischen 1904 und 1953 (MHG N.F. 2), 1969 (MHG N.F. 4) und dem neuen Verzeichnis von 1986 be stehen so große Lücken - in diese Zeit fallen auch die Folgen der 2 Weltkriege -, daß Vergleiche nur schlecht möglich sind.

Zwischen 1904 und 1914 gibt es nur einige Mitgliederfortschreibungen in den MHG, die bald nur noch Gesamt-Mitgliedszahlen nennen. Aber wer denkt heute noch daran, daß der Kreis ßiedenkopf bis 1933 zum Reg.Bez. Wiesbaden gehörte und die "Ortsgruppe" sich erst 1935 dem VHG anschloß, daß die Kreise Rinteln und Schmalkalden bis 1945 zum Reg.Bez. Kassel gehörten und daß die Kreise Gersfeld, Kirchhain und Wolfhagen 1932 im Zuge von Sparmaßnahmen verschwanden und der Kreis Fritzlar-Homberg gebildet wurde. Dazu gehört auch, daß sich die bedeutenden Zweigvereine Fulda und Hanau seit etwa 1930 vom Gesamtverein ablösten.

Die Mitglieder des VHG wurden in den Bänden 1 bis 4 der ZHG bis 1844 fortge schrieben (etwa 260 Mitglieder), dann erschien 1852 das erste gedruckte Verzeich nis, in dem die Mitglieder nach ihren Wohnorten, ab dem Verzeichnis 1871 nach den Stadt- und Landkreisen ihrer Wohnorte geordnet angegeben sind. Die auswärtigen und korrespondierenden Mitglieder wurden ab 1864 gesondert aufgeführt. Im ganzen gibt es bis 1904 14 Mitgliederverzeichnisse, die in unregelmäßigen Abstän den erschienen.

Wer waren nun die ersten Mitglieder von 1834 und wo lebten sie? Von der Gründung bis heute stellte der Kasseler Verein die meisten Mitglieder, zwischen einem Viertel und einem Drittel von allen. Jedoch erreichte der Aufruf der vier Gründer schon 1834 Interessenten im ganzen Kurfürstentum und darüber hinaus, so daß bei der ersten "Generalversammlung" am 29.12.1834 schon über 50 Mitglieder verzeichnet wurden, von denen etwa 20 in Kassel, 6 in Fulda, 5 in Marburg, 4 in Hanau und 2 in Rinteln sowie 7 im heutigen Main-Kinzig-Kreis, 4 in nordhessischen Kleinstädten oder Dörfern, 3 im benachbarten Thüringen und 2 (die Brüder Grimm) in Göttingen lebten. Genau diese Streuung blieb in den ersten Jahrzehnten erhalten, so daß 1844 von den etwa 260 Mitgliedern 70 in Kassel, über 30 in Marburg, größere Mitgliedsgruppen in Fulda und Hanau und die übrigen verstreut über Nord- und Südkurhessen sowie in den benachbarten Ländern des Deutschen Bundes, aber auch in Berlin, München, Königsberg und Breslau lebten.

Die außerhalb des Regierungsbezirks Kassel lebenden Mitglieder (ab 1871) spielten im Vereinsleben wohl kaum eine große Rolle, sind aber bezeichnend für die guten Beziehungen des VHG zu anderen deutschen Altertums- und Geschichtsvereinen, auch

 

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