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der Einwirkung auf die Erziehung der israelitischen Jugend das Hauptmittel gegeben ist, sie zu nützlichen und unschädlichen Bürgern heranzuziehen." Die Schlüsse aber, die sie daraus ziehen, spiegeln die Hanauer und Marburger Position wider: Besuch der christlichen Schulen, "wofür sich fast alle Israeliten ausgesprochen haben", eigene Schulen nur in Ausnahmefallen, Lehrerbildung in den christlichen Seminaren, wozu sich z.B. "die Direction des Landschullehrer-Seminars der Provinz Oberhessen schon immer bereitwillig erklärt hat". Beide Maßnahmen verschaffen den Israeliten finanzielle Erleichterungen.

Alle Gutachten machen erneut sichtbar, daß das vollständigste und durchdachteste Bildungskonzept vom Vorsteheramt Kassel, sprich von Pinhas, ausgeht. Es beinhaltet nicht nur die Sorge um die individuelle Erziehung, sondern gleichzeitig die Idee einer durch Erziehung zu erreichende Glaubensgemeinschaft aller hessischen Juden. Gerade sie aber weckt den Argwohn der anderen Provinzen, von der Kasseler Richtung bevormundet zu werden. Das Gesetz "zur gleichförmigen Ordnung der besonderen Verhältnisse der Israeliten"30) wird fast zwei Jahre be raten, verzögert durch Einsprüche adeliger Standesherren, Einwände des Ministers Hassenpflug und eine Landtagsauflösung. Am 29. Oktober 1833 unterzeichnet es der Kurfürst. Es bringt den Israeliten "gleiche Rechte mit den Unterthanen anderer Bekenntnisse", aber immer noch Einschränkungen, die vor allem die "Nothändler" treffen. Sie werden so lange ausgeschlossen, bis sie durch ein amtliches Zeugnis nachgewiesen haben, "daß sie seit Jahresfrist ein anderes bürgerliches Geschäft oder Gewerbe ... getrieben haben."

Die Schulparagraphen bestätigen nachdrücklich die Verordnung von 1823. Jetzt werden bereits die Provinzregierungen "ermächtigt, denjenigen Synagogengemeinden, welche zum gesammten Jugendunterricht fähige und geprüfte Lehrer vorzuschlagen und zu besolden vermögen, die ... erforderliche Genehmigung zur Errichtung eigener vollständiger öffentlichen Schulen zu ertheilen." Die Annahme ungeprüfter Privatlehrer wird weiter verboten. Die Prüfung zukünftiger Rabbiner soll nach wie vor durch die Marburger Universität erfolgen, die "der Bewerber um blose Lehrerstellen an israelitischen Schulen aber durch besondere, von Unserem Ministerium des Innern zu bestellende Prüfungskommissionen." Über die Lehrerbildung sagt auch dieses Gesetz nichts aus, aber Prüfungskommissionen werden bald darauf in allen Provinzhauptstädten gebildet.

Offensichtlich haben sich die Vorstellungen, die Pinhas unermüdlich vertreten hat, endgültig durchgesetzt, wenn auch das Fehlen einer verbindlichen Lehrerbildung in Kassel eine empfindliche Lücke hinterläßt. Alle Versuche, sie zu schließen und das Kasseler Seminar zu einer Landesanstalt auszubauen, scheitern auch in den nächsten Jahrzehnten am Widerstand der Provinzen, die sich gegen die "Neologen" in Kassel wehren und ihre Prüfungskommissionen dazu benutzen, autodidaktisch oder in privaten Institutionen vorgebildete Lehrer ihrer Glaubensrichtung zum Lehramt zuzulassen. Insgesamt gesehen löst das Gesetz von 1833 eine zweite Welle von Schulgründungen aus 31): bis 1845 werden 35 neue Schulen eröffnet, 15 in Niederhessen, 11 in Oberhessen, 6 in der Provinz Fulda und 3 in der Provinz Hanau. Bis zum Ende des Kurstaates erhöht sich die Zahl der israelitischen Schulen auf 69.

Der langen Rede kurzer Sinn: Der Gedanke, daß Erziehung und Bildung die Mittel zur Emanzipation sind, wird in der Aufklärung geboren und von den Juden hoffnungsvoll aufgegriffen. Als die französische Okkupation des kurhessischen Territoriums ihnen mit einem Federstrich die staatsbürgerliche Gleichberechtigung bringt, führt Israel Jacobson das Erziehungsprinzip in die Politik ein, indem er es zur Maxime staatlichen Handelns erhebt und ihm in Gesetzen und Verordnungen praktische Geltung verschafft. Die Zeichen, die Jacobson gesetzt hat, kann seitdem keine Regierung mehr ignorieren. War die Erziehung in der westfälischen Zeit ein intern jüdisches Problem, so gewinnt es im restaurierten Kurhessen da- [dadurch]