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Begriffen der Geschichte Inhalt und Farbe gibt. Die Bundesrepublik steht mit ihrer Geschichtswissenschaft und Kulturpolitik auf allen Ebenen vor einer großen Herausforderung. Es kann uns nicht gleichgültig sein, ob Darstellung und Inter pretation der deutschen Geschichte einer marxistisch-leninistischen Parteidiktatur oder freiheitlichen Demokratie überlassen bleiben. Nur wer sich im Besitz der eigenen Geschichte sicher weiß, kann sie mit der Zustimmung der Bevölkerung fortschreiben. Die Betrachtung der Vergangenheit wird so zu einer entscheidenden Frage für die Zukunft.

(Aus: Informationen [d. Stadt Kassel]. 2.1986).

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Gerd Fenner

Konzeption des Melsunger Heimatmuseums

Am 21. Juni 1936 konnte in Melsungen das Heimatmuseum seiner Bestimmung übergeben werden. Damit wurde ein lange angestrebtes Vorhaben, dessen Verwirklichung auch der Melsunger Zweigverein des VHG seit seiner Wiederbegründung 1975 immer wieder gefordert und unterstützt hatte, endlich verwirklicht. Im Lauf der letzten 15 Jahre reduzierte sich der zunächst große Entwurf eines Kreisheimatmuseums für den damals noch selbständigen Kreis Melsungen auf die "kleine Lösung" einer Präsentation im ehemaligen Elektrizitätswerk der Stadt an der alten Fuldabrücke. Das Problem, in Abstimmung mit dem Museumsverband eine tragfähige Ausstellungskonzeption zu erarbeiten, führte zur Beauftragung des Verf. mit dieser Aufgabe.

Im Untergeschoß des Gebäudes stellte der Geschichtsverein eine Auswahl unterschiedlicher Exponate zur Stadtgeschichte, darunter einiger Fundstücke, die man in der Stadtkirche und der Hospitalskapelle ergraben hat, aus. Im Obergeschoß wurde angesichts des begrenzten Platzangebotes und auch des hauptsächlich dem 19. Jh. entstammenden Museumsgutes eine weitgehende zeitliche Begrenzung auf dieses Jahrhundert festgelegt. Ausgenommen davon ist das Thema des ersten Raumes, in dem auf Geschichte und einige Aspekte der das Stadtbild bestimmenden Fachwerkbauweise eingegangen wird.

Dem Besucher soll hier die Möglichkeit gegeben werden, die Bauten dieser Stadt nicht nur als dekoratives Element des Straßenbildes, sondern auch als Denkmale historischer Wohnnutzung, bestimmter Repräsentationsabsichten sowie der Entwicklungsgeschichte des Fachwerkbaues kennenzulernen. Mit einem Modell des Melsunger Rathauses (Rekonstruktionsversuch des ursprünglichen Zustandes um 1562/63) im Maßstab 1:20, das in der Raummitte steht, wird für viele Besucher vielleicht am einprägsamsten vorgeführt, daß Fachwerk eben mehr ist als eine pittoreske Fassadengestaltung, nämlich eine Bauweise, die beträchtlichen Planungs- und Organisationsaufwand sowie große handwerkliche Präzision erfordert und als Gesamtheit zu sehen ist. Fundobjekte, aus einigen Bauten der Altstadt geborgen, vermitteln einen (noch oberflächlichen) Eindruck von der Ausstattung der Häuser und der Wohnkultur der Bürger. Eine in Fachwerk ausgebildete Trennwand zeigt die bei dieser Bauweise verwendeten Materialien: Holz, Lehm, Stein, Kalk, Stroh. Im folgenden Raum wird unter dem übergreifenden Thema "Versorgung der Bevölkerung durch Handwerk und Handel" auf die Nahrungs- und Gebrauchsgüterproduktion und deren Verteilung in der Stadt als Marktort eingegangen. In Auswahl sind zu sehen: die Schuhmacherei (Werkstattsituation), die Gerberei, die holzverarbeitenden Handwerke sowie Landwirtschaft (der "Ackerbürger"), Bäckerei und Metzgerei. Im dritten und derzeit letzten Raum werden zwei weitere für Melsungen sehr wichtige Gewerbe vorgestellt - die Leineweberei und die Tuchmacherei. Der sich in Melsungen wie in ganz Deutschland vollziehende Untergang der Leineweberei und der gleichzeitige Übergang der Tuchproduktion vom Handwerk zur industriellen Fertigung sind charakteristische Vorgänge innerhalb der wirtschaftlichen Umwälzungen

 

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