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    1969  Druckereibesitzer Hermann Bauer, die lebende Verkörperung Marburger geschichtlicher Tradition und
Prof. Dr. Heinemeyer, der Vollender der von Küch begonnenen monumentalen Edition des politischen Archivs Philipps des Großmütigen und Vorsitzender des Hauptvereins in einer seiner schwierigsten Phasen. Die Reihe schließt mit den um die hessische Flurnamensammlung verdienten Lehrern Karl Müller und Peter Nau.

Ich danke Ihnen, daß Sie sich zu Ehren dieser Männer erhoben haben, deren Verdienste um Hessen, auch wenn sie nur im Stillen gewirkt haben, Bestand haben werden, solange dieses Land besteht und darüberhinaus, solange man sich seiner erinnert.
Ich komme zum Schluß, denn auf die Entwicklung des Vereins in der zweiten Nachkriegszeit möchte ich hier noch nicht näher eingehen. Gerechte Beurteilung erfordert Abstand und sie ziemt dem Historiker umsomehr, wenn er selbst Betroffener ist. Sie haben zudem diese Zeit fast alle weitgehend miterlebt und z.T. mitgestaltet. Nur soviel sei noch gesagt, daß der Verein im letzten Jahrzehnt sich einer Aufgabe, die schon seinen ältesten Absichtserklärungen entspricht, wieder lebhafter zugewandt hat und in diesem Rahmen tatkräftig durch seinen Vorstand an der Wiederherstellung bzw. Erhaltung Alt-Marburgs und anderer bedeutender Objekte im Verband mit anderen Bürgerinitiativen und Behörden mitwirkt. Wenn ich sagte, alten Absichten, dann möchte ich nur darauf hinweisen, daß der Verein schon 1898 das herrliche Renaissanceportal des v. Oheimbschen Rittersitzes (des damaligen Kaffees Quentin) vor der Zerstörung rettete und als Portal des Marstallgebäudes auf dem Schloß wieder aufbaute, und daß im folgenden Jahr, als man infolge von Umbauplänen der Stadtverordnetenversammlung Eingriffe in die äußere Gestalt des Rathauses befürchten mußte, das durch eine Petition an den preußischen Kultusminister verhinderte, so daß die Rathausfassade des Marktes in ihrer alten Schönheit erhalten blieb.
So hat der Verein, in dem er sich mit Dingen der Vergangenheit befaßte, immer wieder auch in das gegenwärtige Leben hineingewirkt und dadurch Wertschöpfungen und Ausdrucksformen unserer Bevölkerung erhalten, als noch niemand sonst daran dachte, sich um sie zu bemühen, so daß sie heute verloren wären. Dadurch hat er uns Erkenntnishilfen unserer selbst geboten, wie sie bis dahin noch nicht bestanden und uns damit erstmals eine bewußte Identifikation mit unserem Lande und seiner Vergangenheit ermöglicht. Das aber bezeugt, daß der Verein niemals nur sich selber und seinen eigenen Interessen gedient hat, sondern immer ein größeres Ziel vor Augen hatte, unser Hessen. Ich wüßte keine einzige andere Vereinigung zu nennen, die nun schon fast anderthalb Jahrhunderte lang in diesem Maße für unser Land gewirkt hätte. Möge das auch in fernerer Zeit ihr Ziel sein und unsere Aufgabe bleiben, der wir nicht nur mit Aktion und Gelehrtheit, sondern noch tiefer mit unserer Liebe dienen.

 

Nachbemerkung zur Veröffentlichung

Als Literatur zur Geschichte des Marburger Zweigvereins des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde liegt vor:

Karl Knetsch, 80 Jahre Marburger Geschichtsverein (Hessenland 34,1920).
Walter Kürschner, 100 Jahre Marburger Geschichtsverein (ebda.50,1939).

Ergänzend tritt hinzu die Literatur über den Hauptverein des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde:

(Eduard) Pinder, Festgruß an die Mitglieder des hessischen Geschichtsvereins zum 42. Jahresfeste. Cassel 1876.
Albert Dunker, Der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde in den ersten 50 Jahren seines Bestehens 1834-1884. Festschrift zur Feier des 50. Stiftungstages am 16. August 1884. Überreicht vom Vorstand des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. Kassel 1884. - Dazu gehört die: Festschrift zur Feier des 50. Jahrestages der Stiftung des Vereins für hessische Geschichte


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