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[vielleicht] leicht als den Sitz der von 1248 bis 1266 in wichtigen Stellungen zu Marburg erscheinenden Ritter von Rodenstein ansehen kann. Herr Geheimrat Freiherr Schenk zu Schweinsberg aus Fronhausen wies auf die zwischen Sterzhausen und Caldern liegende Wüstung Rodenhausen hin, die nach seiner Meinung vielleicht ebenfalls mit dem Geschlecht von Rodenstein in Verbindung gebracht werden kann. Herr Architekt Rumpf zeigte einige Scherben von mittelalterlichen Gefäßen, die vor Jahren auf der Burgstätte gefunden sind. Auf die uralte Geschichte der Gegend um Caldern deutet der schon im 12. Jahrhundert am Rimberg lokalisierte Kampf Siegfrieds mit dem Lindwurm und der Bonifatiusbrunnen am Fuße der Burg. — In der malerisch oben auf dem Berge gelegenen alten romanischen Klosterkirche, die nicht die ordensübliche Form der Cisterzienserkirche hat, weil sie bereits vor der Gründung des Klosters bestand und erst später im Jahre 1250 dem Kloster von der Herzogin Sophia von Brabant überlassen worden ist, machte Herr Pfarrer Schmidtmann auf die erhaltenen wertvollen Reste aus dem Mittelalter aufmerksam, namentlich einen schönen spätromanischen Kelch und eine messingene getriebene Taufschale aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Dann hielt Herr Archivdirektor Geheimrat Dr. Küch einen Vortrag über die Geschichte der um 1235 erbauten Kirche und des um 1250 entstandenen Nonnenklosters, über die regen Beziehungen zu Marburg und Marburger Patrizierfamilien, deren Töchter vielfach in dem Kloster ihre Versorgung gefunden haben. Im Mittelpunkte der Ausführungen stand das herrliche Werk des Marburger Lettnermeisters, der aus Eichenholz geschnitzte Crucifixus auf dem Altar der Kirche, über den der Vortragende bereits ausführlich im Hessenkunstkalender für 1918 gehandelt hat. Die Betrachtung dieses bedeutenden Werkes gab Veranlassung, auch die derselben Zeit (etwa 1340 — 50) entstammenden Wandmalereien der Klosterkirche, die noch in einigen Resten erhalten sind, zu besprechen und das Lebenswerk des sehr bedeutenden Künstlers, von dem in Marburg noch eine

 

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