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sonst mehr durch seine philosophischen Neigungen der letzten Lebensjahre und sein einsames Besitztum Windhausen mit dem Affendenkmal im Gedächtnis unseres Volkes fortlebt. Er wirkte zu dem echt nationalen Zweck mit bestem Erfolg und spendete zu seiner Verwirklichung beträchtliche Summen. Auch der Landgraf trat trotz seiner oft getadelten französischen Bestrebungen für das Unternehmen ein und nahm die Widmung eines der veröffentlichten Werke an, während der große preußische König in einem bekannten Briefe an Myller seine Mißachtung der mittelalterlichen deutschen Poesie unverhohlen und in scharfer Form aussprach.

Über eine eigenartige Sitte, den Lippoldsberger Steinigungskampf“ berichtete Rechnungsdirektor Woringer. Bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts pflegten die Einwohner des hessischen Lippoldsberg und des hannoverschen Bodenfelde an der Weser an den Fastensonntagen und Ostertagen einen heftigen Kampf durch Werfen von Steinen miteinander auszukämpfen, wobei selbst Gärten und Häuser verwüstet und Menschen verletzt wurden. Alle Verbote dieses argen Unfuges fruchteten nichts, und erst als am Palmsonntag 1707 ein Bodenfelder Müllersknecht tödlich durch einen Steinwurf verletzt war und sich Regierung wie Konsistorium ernstlich ins Mittel legten, wurde diesem Steinigungskampf, dessen Entstehung sich nicht mehr feststellen läßt, ein Ende gesetzt 1).

Unter Vorlage seltener Stiche gab Bankier Fiorino zum Schluß ein Lebensbild des Landgrafen Wilhelms VI. (1629—1663), dessen Gemahlin Hedwig Sophie, die Schwester des Großen Kurfürsten, sein Leichenbegängnis mit ungeheurem Prunk hatte begehen lassen. Die gleichfalls vorgezeigte, 1665 in Rinteln gedruckte „Ehren-Säule Landgraf Wilhelms VI.“, die außer sämtlichen Leichenpredigten die Kupferstiche der fürstlichen Familie von Schäffler, Kilian und v. Lennep enthält, bringt auch bildliche Darstellungen dieses

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1) Der Vortrag ist vollständig abgedruckt in „Hessenland“, 1917, S. 348.

 

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