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des uralten Namens auch in die hessische Ritterschaft aufgenommen würde, wogegen diese aber mit Erfolg Einspruch erhob. Was Hessen vom Antritt der Regierung Wilhelms II. erwartet hatte — einen neuen Aufschwung — ging nicht in Erfüllung. Das Land entbehrte des Handels und Verkehrs, neue Steuern wurden ihm auferlegt, alte erhöht, und es geriet in eine höchst bedrohliche Lage. Der Einfluß der Gräfin Reichenbach auf den Geheimen Kabinettsrat von Meysen bug stieg mehr und mehr. Seine eigentümliche Stellung brachte ihn in den Verdacht, gegen die Kurfürstin und den Kurprinzen zu handeln; diese auch von Heinrich von Treitschke in seiner „Geschichte des 19. Jahrhunderts“ vertretene Ansicht hat ein Enkel Rivaliers im 14. Band des „Hessenland“ widerlegt. Schon bei seinen Lebzeiten nahm man ihn gegen diese Ansicht in Schutz; er habe sich des Beistandes der Gräfin nur bedient, um Recht und Gerechtigkeit zur Geltung zu bringen. Es kam der Umschwung. Die von Meysenbug aufgestellte Verfassung sollte 1831 in Kassel feierlich verkündet werden. Rivalier wurde Minister des Auswärtigen. Am Tage der Verkündung kam es zu einer vollständigen Aussöhnung des Landesherrn mit seiner Familie. Als aber in derselben Nacht die verhaßte Gräfin wieder in Kassel erschien, kam es zum Ausbruch der Volkswut. Gräfin Reichenbach bewohnte das frühere, jetzt vom „Hackerbräu“ eingenommene Palais, Rivalier das gegenüber gelegene Fürstenhaus, wo man ihm die Scheiben einwarf. Er ist nicht zur Tätigkeit in seinem neuen Amte gelangt, begleitete vielmehr seinen fürstlichen Herrn nach Hanau. 1834 vom Kaiser von Österreich in den erblichen Freiherrnstand erhoben, starb er 1847 zu Frankfurt am Main. Seine Familie nahm nun ihren dauernden Aufenthalt in Detmold, wo noch heute ihre Nachkommen wohnen. Von seinen Söhnen wurde Wilhelm großherzoglich badischer Staatsminister, während seine 1856 auf der Kasseler Bellevue geborene Tochter Malvida sich einen berühmten Namen gemacht hat. Obwohl in aristo kratischen Kreisen aufgezogen, stand sie 1848 doch auf der Seite des Volkes. In ihren „Memoiren einer

 

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