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mit einer bescheidenen Mietwohnung vertauschen mußte, als seine Vermögensverhältnisse durch die Untreue eines Geschäftsteilnehmers sich verschlechterten. In ihrer Glaubensgemeinschaft bekleideten die Brüder Abraham hohe Vertrauensstellungen; Sußmann, gest. im Februar 1817, war Landesvorsteher, Moses, gest. im August 1794, leitete viele Jahre die Kasseler Gemeinde. Beide stifteten einen kostbaren Vorhang vor dem Gesetzesrollenschrein der Kasseler Hauptsynagoge. Während der französisch-westfälischen Fremdherrschaft hatte das einst so fest begründete Handelshaus so große Verluste, daß es bald nicht mehr genannt wurde. — Der Familie Rosengarten entstammte der bedeutende Baumeister Albrecht Rosengarten, der Erbauer der Kasseler Hauptsynagoge.

— Ein Sohn des dritten Sohnes des Abraham Moses, des Lippmann Abraham, der sich Liffmann nannte, lebt durch die von ihm gestiftete Wohltätigkeitsgesellschaft „Die Humanität“ in Kassel fort. Die Kinder eines vierten Sohnes, des Salomon Abraham, nannten sich Hahndorf, Gustorf und Adler. Von diesen war der Literat Salomon Hahndorf in Kassel der bekannteste.

— In Ergänzung des mit Beifall aufgenommenen Vertrags teilte Bankier Fiorino mit, daß der Gründer der „Humanität“, Dr. med. Lucius Liffmann, der erste jüdische praktische Arzt in Hessen gewesen sei und daß ein Angehöriger der Familie Gustorf, Ludwig von Gustorf, als Leibarzt des Kaisers Wilhelm I. geadelt wurde. Seine Nachkommen stehen in der preußischen Kavallerie als Offiziere. — Rechnungsdirektor Woringer teilte einen Bericht des Kgl. westfälischen Direktors der Pulver- und Salpeterfabriken Moritz Duviquet über seine Erlebnisse in Kassel im Jahre 1813 mit1). Duviquets Ehefrau war eine Tante des Generals Allix. Diesem Umstande verdankte er seine Ernennung zu der erwähnten Direktorstelle mit 15000 Franken Gehalt, obwohl er von der Pulver- und Salpeterbereitung nicht die geringsten Kenntnisse besaß. Er schildert in seinen „Erinnerungen“ recht anschaulich die Stimmung der in Kassel wohnhaften Franzosen bei

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1) Nach „Souvenirs de Maurice Duviquet (de Clamecy). 1773—1814. Publiés par Frédéric Masson. Paris. Ollendorf. 1905.

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