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Rechnungsdirektor Woringer, der an diesem Tage das zehnte Jahr seiner Tätigkeit für den Verein vollendete, für sein arbeitsreiches Wirken und sprach die Hoffnung aus, ihn noch lange dem Verein erhalten zu sehen. Die Versammlung stimmte dem bei. Der Vorsitzende wies darauf auf die hervorragenden Leistungen unserer 22. Infanterie-Division hin, besonders des Infanterie-Regiments Nr. 82, dessen reiche Beute an feindlichen Fahnen z. Z. im Zeughaus zu Berlin ausgestellt sei. — Kantor und Lehrer Horwitz sprach hierauf über die Kasseler Familie Mosenthal. Diese Familie ist erst durch den Dichter Hermann Mosenthal allgemein bekannt geworden. Seine Dramen standen mehrere Jahrzehnte im Vordergrunde des Interesses, seine Erzählungen wurden gern gelesen. Jetzt sucht man seinen Namen vergeblich auf einem Theaterzettel, nur in Verbindung mit Opernkomponisten wird er genannt und sein Gedicht „Zu Straßburg auf der langen Brück“ wird als Volkslied noch lange erklingen. Anders war es am Schlusse des 18. und am Beginn des 19. Jahrhunderts in der engeren hessischen Heimat. Viele Glieder der Familie Mosenthal dienten damals ihrem Vaterlande mit aller Hingebung und Treue; sie erfreuten sich der besonderen Gunst und Wertschätzung der Landgrafen Karl bis Wilhelm IX. Die politischen Verhältnisse und große Verluste im Geschäft ließen den Glanz des einst so angesehenen Handelshauses in der Heimat verblassen. Aber im fernen Südafrika erblühte und erstarkte ein Reis des alten Stammes zu einem neuen, mächtigen Baum. Das Haus Mosenthal & Comp. in London, Kapstadt und Johannisburg ist für die Einfuhr und Ausfuhr nach und von Südafrika von der größten Bedeutung. Im Verein mit vielen dort eingewanderten Israeliten aus Kurhessen wirkten die Mosenthals dort als Pioniere und brachten viel von dem Erwerb wieder in das alte Vaterland, wo sie sich meistens nach getaner Arbeit zur Ruhe setzten. Es ist wenig bekannt, daß die Familie Mosenthal bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts den Namen Marburg führte, so wird sie noch bis fast um 1850 auf den Leichensteinen genannt. Marburg war die Heimat der

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