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ihr Hauptberuf war. Besser sah es schon im 30jährigen Kriege unter Landgraf Wilhelm V. aus. In den Musterrollen der Kompagnien findet sich bereits regelmäßig auch ein „Feldscher“ aufgeführt. Lag diesem nebenbei auch noch die Haarpflege ob, so war doch diese Beschäftigung gegenüber der Wundbehandlung schon zurückgetreten, wie aus der geänderten Berufsbezeichnung hervorgeht. Auch für die Kranken wurde bereits umfassender gesorgt, so durch Verlegung kranker Soldaten aus Paderborn in ihre Quartiere im Jahre 1634, die Heimschaffung Erkrankter von verschiedenen Regimentern aus Westfalen und vom Entsatze von Hanau nach Kassel 1636, wo ihre große Anzahl dem Oberstleutnant Hans Henrich von Güntherod ernstliche Verlegenheiten bereitete. Aber auch für wirkliche ärztliche Hilfe wurde bereits gesorgt, namentlich für die hessischen Truppen in Westfalen, für die Generalleutnant Peter von Holzapfel 1634 einen Medicum nebst einem Apotheker und guten Wundarzt verlangte, da sonst manch redlicher Mann und Soldat in Mangel nötiger Hilfe sterben und verderben müsse! Auch der Artilleriemajor Heller in Werl begründete ein Gesuch, sich zur endlichen Heilung seiner Wunde nach Holland in ärztliche Behandlung geben zu dürfen, damit, daß der Chirurgus in Werl nicht genügend erfahren sei. Daß Landgraf Wilhelm bereitwillig auf diese Anregungen einging, beweist die Bestellung eines Wundarztes für den Garnisonstab in Kassel im selben Jahre. Zweifellos war auch noch ein besonderer Regimentsfeldscher bei den Stäben vorhanden. An neuheitliche Erscheinungen gemahnt es, daß 1636 der Feind nach vergeblichem Sturme auf die hessische Hauptfestung Dorsten in Westfalen drei Wagen Schwerverwundete stehen ließ, die beim Angriff Arme und Beine verloren hatten, und sie so der Fürsorge des Verteidigers überließ. Einen ganz erheblichen Fortschritt weist der Gesundheitsdienst bereits unter Landgraf Karl auf. 1690 bei Beginn des Feldzugs gegen Frankreich unterstellte dieser das gesamte Lazarett- und Feldmedizinalwesen seinem Hof- und Leibmedicus Dubourg, dem noch ein Direktor der Feldhospitäler (Dr. Kürschner),

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