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[Staatsdienerstande] dienerstande nur der
Forstmeister Hütterott1) und der
Rentmeister Collmann, den ich begleitete. Leider hielt sich dieser Bürgerklub
nicht lange in der anfänglichen Art. Es bemächtigte sich seiner
die republikanische Partei, so daß die Staatsbeamten ihn nicht
mehr besuchen konnten.
Das letzte Drittel des März war herangekommen, als ich an einem
Sonnabend gegen Abend mit zwei Freunden vom Schützenhause, wo wir
nach der Scheibe geschossen hatten, nach Hause ging. Unterwegs teilte
uns der Dachdecker Kersting, der im Schützenhause wohnte und eben
aus der Stadt kam, mit, am Steinweg sei großer Krawall, wir möchten
doch zum Kasseler Tore hineingehen und uns die Sache ansehen. Wir taten
das, fanden aber durchaus nichts auffälliges. Doch trat an der
sog. großen Brücke der Zimmermeister Gante an mich heran,
legte seinen Finger auf meine Büchse und fragte: "Sie geht
doch nicht los?" Ich erwiderte: "Im Augenblick nicht, aber
wenn es notwendig ist". - In der Renterei erfuhr ich dann, daß
allerdings am Steinweg eine große Menschenansammlung stattgefunden
habe; man habe den Israeliten Abraham Kleefeld beschimpft und geschlagen,
er habe Geld unter die Leute geworfen, es habe aber nichts geholfen;
nur mit Mühe habe er sich in seine Wohnung gerettet.
Ich hatte es mir zu Hause kaum bequem gemacht, als Allarm geschlagen
wurde. Als ich auf der Wache eintraf, fand ich dort nur den Hauptmann
Dittmar, Leutnant Bauer und etwa 6 Gardisten. Gleich darauf erschien
der Tambour Ackert im blauen Kittel und fragte, was vor wäre? Mit
einem Griffe hatte ihn Dittmar gepackt und warf ihn mit den Worten:
"Du
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1) Wilhelm Hütterott
hatte 1812 als kgl. westfälischer Sekondleutnant im Jägerkarabiniersbataillon
den Feldzug in Rußland und 1814 und 1815 als kurhessischer Premierleutnant
im Jägerbataillon die Feldzüge in Frankreich mitgemacht. Er
war Ritter des kurhess. Ordens vom eisernen Helm, des preußischen
Ordens pour le mérite und des westfäl. Kronenordens. Er
ging 1818 als Stabskapitän ab, wurde reitender Förster in
Heisebeck, dann Oberförster in Trendelburg, Gottsbüren und
schließlich in Hofgeismar, wo er um 1850 starb.