MHG, 1907/08, S. 95

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Aus den Erinnerungen eines kurhessischen Beamten.

Der Verfasser der nachfolgenden Zeilen war 1824 in Kassel als Sohn eines dortigen Tuchmachermeisters geboren und trat im Alter von 14 Jahren als Rentereigehilfe in die kurfürstliche Renterei zu Hofgeismar ein. Die Tätigkeit als Rentereigehilfe bildete in Kurhessen die Vorbereitung für das sog. Probaturexamen, durch welches die Berechtigung zur Anstellung als Rechnungsbeamter der kurhessischen Finanzverwaltung erworben wurde. Im Jahre 1847 bestand der Verfasser dieses Examen, blieb dann noch zwei Jahre in der Renterei zu Hofgeismar, wo er sich mittlerweile mit einer Tochter des Rentmeisters Collmann verlobt hatte, und trat dann in die neugebildete kurhessische Eisenbahnverwaltung ein. Er starb 1896 als Rechnungsrat und kgl. Eisenbahnsekretär a. D. in Kassel.

Woringer.

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Im Jahre 1846 war eine vollständige Mißernte gewesen und dadurch trat im Jahre 1847 große Teurung ein, in Hofgeismar noch befördert durch die große Zahl der Eisenbahnarbeiter, die am Bau der Kurfürst-Friedrich-Wilhelms-Nordbahn beschäftigt wurden. Der Preis des Viertels Weizen stieg auf 24 bis 26 Taler, Korn 20 Tlr., Hafer 6 Tlr¹⁾, und selbst dafür waren diese Fruchtgattungen kaum zu haben. Da trat die Regierung ins Mittel; es wurde eine Kommission ernannt, welche die Notverhältnisse feststellen und für Abhilfe sorgen sollte. Diese reiste nun im Lande umher und nahm sich dabei sehr die Zeit, sodaß die Hilfe ziemlich, spät kam. Die Renterei Hofgeismar erhielt im Juni 500 Viertel Korn²⁾, die zum Preise von 20 Reichs- [Reichstaler]

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¹⁾ Heute kostet ein Viertel Weizen 26 M. (= 82/3 Tlr.), Korn 21 M. (= 7 Tlr.), Hafer 12 M. (= 4 Tlr.), wobei noch die allgemeine Preissteigerung zu berücksichtigen ist, die sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat.
²⁾ Die meisten hessischen Rentereien waren damals mit Fruchtböden versehen, weil ein großer Teil der Abgaben nicht in Geld, sondern in Frucht entrichtet wurde. Mit der Renterei Hofgeismar war außerdem die Verwaltung des Fouragemagazins für das in Hofgeismar garnisonierende Husarenregiment verbunden.

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..	- 95 - Aus den Erinnerungen eines kurhessischen Beamten. Der Verfasser der nachfolgenden Zeilen war 1824 in Kassel als Sohn eines dortigen Tuchmachermeisters geboren und trat im Alter von 14 Jahren als Rentereigehilfe in die kurfürstliche Renterei zu Hofgeismar ein. Die Tätigkeit als Rentereigehilfe bildete in Kurhessen die Vorbereitung für das sog. Probaturexamen, durch welches die Berechtigung zur Anstellung als Rechnungsbeamter der kurhessischen Finanzverwaltung erworben wurde. Im Jahre 1847 bestand der Verfasser dieses Examen, blieb dann noch zwei Jahre in der Renterei zu Hofgeismar, wo er sich mittlerweile mit einer Tochter des Rentmeisters Collmann verlobt hatte, und trat dann in die neugebildete kurhessische Eisenbahnverwaltung ein. Er starb 1896 als Rechnungsrat und kgl. Eisenbahnsekretär a. D. in Kassel. Woringer. _____________ Im Jahre 1846 war eine vollständige Mißernte gewesen und dadurch trat im Jahre 1847 große Teurung ein, in Hofgeismar noch befördert durch die große Zahl der Eisenbahnarbeiter, die am Bau der Kurfürst-Friedrich-Wilhelms-Nordbahn beschäftigt wurden. Der Preis des Viertels Weizen stieg auf 24 bis 26 Taler, Korn 20 Tlr., Hafer 6 Tlr¹⁾, und selbst dafür waren diese Fruchtgattungen kaum zu haben. Da trat die Regierung ins Mittel; es wurde eine Kommission ernannt, welche die Notverhältnisse feststellen und für Abhilfe sorgen sollte. Diese reiste nun im Lande umher und nahm sich dabei sehr die Zeit, sodaß die Hilfe ziemlich, spät kam. Die Renterei Hofgeismar erhielt im Juni 500 Viertel Korn²⁾, die zum Preise von 20 Reichs- [Reichstaler] __________ ¹⁾ Heute kostet ein Viertel Weizen 26 M. (= 82/3 Tlr.), Korn 21 M. (= 7 Tlr.), Hafer 12 M. (= 4 Tlr.), wobei noch die allgemeine Preissteigerung zu berücksichtigen ist, die sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat. ²⁾ Die meisten hessischen Rentereien waren damals mit Fruchtböden versehen, weil ein großer Teil der Abgaben nicht in Geld, sondern in Frucht entrichtet wurde. Mit der Renterei Hofgeismar war außerdem die Verwaltung des Fouragemagazins für das in Hofgeismar garnisonierende Husarenregiment verbunden.	..


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