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Heimat stets ein offenes Ohr hat. So sind
zwei Öfen nach Kassel zur Aufstellung im Landesmuseum überführt,
der dritte soll an seiner alten Stelle bleiben: der Saal, in dem er
steht, ist der Schlafsaal der Forstlehrlinge geworden. - Die Eisenplatten
der Öfen, Ausgüsse von Soldan'schen Formen, hat schon Bickell
in seinem Werke über die Eisenhütten des Klosters Haina veröffentlicht,
den Platten geben die aus einer Kasseler Töpferei stammenden Kacheln
an künstlerischer Bedeutung nichts nach. Wenn die Ofen im neuen
Museum wieder auferstanden sein werden, werden sie selber den langen
Hader rechtfertigen, der um sie entbrannte.
Endlich die Renaissancestühle. Ihr Gobelinbezug auf Sitz und Rücklehnen
zeigt auf blauem, mit großen Blumen (Tulpen) gemusterten Grunde
das Alliance-Wappen des Ludolf von Münchhausen und der Anna von
Bismarck-Schönhausen, die 1600 heirateten. Die ungewöhnlich
gut erhaltenen Stühle sind für unsere an Möbeln arme
Sammlung ein höchst wertvoller Zuwachs, und die Wappen geben ihnen
noch eine besondere historische Note.
Auch die Beschaffung der Stühle wäre ohne kräftige Freundeshilfe
nicht möglich gewesen. So verbindet sich mit der Freude an dem
Besitze der oben aufgezählten Kunstwerte die dankbare Genugtuung,
daß Behörden und Private dem werdenden Landesmuseum ihre
Gunst in steigendem Maße zuzuwenden beginnen. In dieser Beziehung
haben wir außer anderen Behörden besonders dankbar des Herrn
Bezirkskonservators Professor Dr. v. Drach und des Königlichen
Konsistoriums zu gedenken. Durch ihre Einwirkung ist es gelungen, eine
Reihe kirchlicher Altertümer, Kelche, Zinngeräte, bemalte
Scheiben, einen Paramentenschrank, einen Taufstein u. a. dem Museum
und damit dem Lande zu erhalten, die ohne dies wohl andere Wege gegangen
wären. Ferner hat Herr Amtsrichter v. Baumbach die Überweisung
der Siegelstampfen der alten Innungen zu Lichtenau an das Museum veranlaßt,
die im dortigen Amtsgericht aufbewahrt wurden. Eine Sammlung der heimischen
Siegelstampfen ist in