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Stiftskirche und die Deutsch-Ordens-Häuser,
in Augenschein genommen.
Auf der schönen, aussichtsreichen Terrasse verbrachte man, bei
herrlichem Wetter, den Abend, und erfolgte dann die Rückfahrt mit
der Eisenbahn.
2. Am 12. Juni1) war es achtzehn Mitgliedern
des Geschichtsvereins durch die Güte des Herrn Baron F. von und
zu Gilsa vergönnt, die historischen Denkmale und landschaftlichen
Reize des nach beiden Beziehungen so reichen Löwensteiner Grundes
zu sehen. Am Bahnhof Zimmersrode von Herrn von Gilsa empfangen, begaben
sich die Teilnehmer des Ausflugs in drei Wagen, deren zwei von Sr. Durchlaucht
dem Prinzen Philipp von Hanau gütigst gestellt worden waren, zunächst
nach Bischhausen. Die schlichte Dorfkirche übte einen eigenartigen
Reiz aus, die vorhandenen Grabsteinplatten wurden eingehend besichtigt.
An Schloß Gilsa angekommen, nahm man die an der Außenseite
befindlichen Wappenbilder, weiter die gegenüberliegende ehemalige
Wasserburg und die im Jahre 1889 schön und anheimelnd restaurierte
Kirche in Augenschein. Hierauf zeigte der Schloßherr vorgeschichtliche
Fundstücke aus den in der Nähe vorgenommenen Ausgrabungen
und allerlei Gegenstände von künstlerischem und altertümlichem
Interesse, später auch die Bibliothek, deren Hauptmasse aus dem
Ende des 18. Jahrhunderts stammend, das Auge des Bücherfreundes
anzog. Neben den Bücherschätzen erblickte man den Waffenrock
eines ehemals kurhessischen Offiziers der Familie Gilsa: im Jahre 1761
war ihm in dieser Uniform der linke Unterarm abgeschossen worden, er
hatte sich dreihundert Schritte hinter der Front den Arm amputieren
lassen und war dann zurückgeritten. Diese Besichtigungen wurden
unterbrochen durch die Begrüßung der Damen des Hauses und
durch Einnahme eines Frühstücks, bei dem Baron von Gilsa seine
Gäste auf das freundlichste im Löwensteiner Grunde willkommen
hieß und den Greschichtsverein feierte. Professor Wenck als stellvertretender
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1) "Oberhessische
Zeitung" v. 17. 6. 1908.