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in der Altertumssammlung auf dem Schlosse befindlichen Fragmente gelang es, mit Bestimmtheit die Idee zu erkennen, die den Bildhauer bei der Ausfüllung der Nischen geleitet hatte. Es ist eine Darstellung des Weltgerichts, die er hat geben wollen. Die Mitte der durch Herausnahme der Pfosten geschaffenen großen Mittelnische nahm der thronende und seine Wundmale zeigende Christus ein, rechts von ihm saß die ihm fürbittend zugewandte Maria. Beide Statuen sind leidlich gut erhalten, wenn auch ohne Köpfe und Hände. Links von Christus muß einst Johannes der Täufer oder - wahrscheinlicher - die heilige Elisabeth gesessen haben. Auf beiden Seiten schlossen sich Apostel oder Heilige an, unter denen neben Philippus oder Jakobus dem Älteren noch zwei Apostelfiguren, zwei Bischöfe, Franz von Assisi und die heil. Hedwig in Fragmenten erhalten sind. Fragmente der Opferszene Isaaks lassen darauf schließen, daß die untere Bilderreihe direkt über dem Altar drei alttestamentliche Szenen (Noahs Opfer, Isaaks Opfer, die eherne Schlange) und vier Propheten enthielt. Die Auferweckung der Toten, Belohnung der Guten und Bestrafung der Bösen konnte bei der architektonischen Anlage des Lettners nur in sehr prägnanter Form an den Schmalseiten des mittleren Vorsprungs angedeutet werden. - Im Anschluß an frühere Studien suchte sodann der Vortragende der Persönlichkeit des Meisters näher zu kommen. Er wies unter Vorlage zahlreicher Photographien nach, daß nicht nur in der Elisabethkirche selbst noch wertvolle Arbeiten von der Hand des Meisters vom Lettner erhalten sind, sondern daß er mit seinen Schülern auch an zwei westfälischen Orten bedeutende Schöpfungen hinterlassen hat, sodaß das Lebenswerk des Künstlers in seinen hauptsächlichsten Äußerungen vor uns liegt. Die Zeit seines Schaffens läßt sich durch die Jahre 1314 und 1339 ungefähr umgrenzen. Seine Heimat war Westfalen, seine Lehrjahre hat er, wie so mancher Steinmetz des Mittelalters, in Frankreich und speziell in Reims zugebracht, wo sich auffällige Anklänge an seine Arbeiten nachweisen lassen. Der Vortragende äußerte am Schlusse,

 

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