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Hier hausten sie in ihres Lebens Maien,

Zum Paradies ward unser Heimatstal,

Es herrschte holdes Glück in diesen Räumen

Und heller leuchtete der Sonne Strahl.

 

Ach, früh' zerriß des Schicksals rauhe Hand

Solch' inn'ger Liebe treu gewebtes Band

Und doch hat heute noch das Volk der Hessen

Des holden Paares nicht vergessen.

 

Die Hessenfürsten liebten diese Feste

Und suchten sie, im stillen Tal zu hausen

Und auszuruhen von den Stürmen,

Die wild und rauh durch deutsche Lande brausen.

 

Landgraf Philippus, den noch heute

Die weite Welt „großmütig“ nennt,

Hat dieser Feste einst gar wohl vertraut

Und sich in ihren alten Mauern

Ein traulich heimisch Nest erbaut.

 

Und dieser Fürsten bleiche Schemen schweben

Noch heute um die alten Mauern

Und durch die Luft klingt leises Klagen,

Der Hessenfürsten hehre Schatten trauern.

Denn diese alte, unbesiegte Burg,

Die schon als Kleinod Menschenalter ehren,

Mit Allem, was sie aus der Vorzeit meldet,

Will pietätlos man mit harter Hand

Samt den Erinn'rungen zerstören.

Ein Wehruf geht durch's Hessenland!

 

Nein, uns, dem treuen Hessenlande

Erhalte man für alle Zeit

Dies Kleinod hier! Es knüpfen teure Bande

Uns hier an die Vergangenheit.

 

Das Neue dringt von allen Seiten

Gewaltsam und zerstörend auf uns ein.

Bewahre man uns liebevoll das Alte,

Es schrieb sich fest in uns're Herzen ein.

 

Es war, es ist und es mag bleiben,

Umstrahlt von ferner Zeiten Zauber schein,

Da Mannesmut und Treue etwas gelten,

Die heute sollen seltner sein.

 

Drum haltet fest am teuern Alten!

Laßt uns das Spangenberger Schloß erhalten —

Das ganze Hessenvolk wird dankbar sein.

 

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