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mit gezogenem Seitengewehr, im Hausflur des Arresthauses ein Posten mit geladenem Gewehr und ein ebensolcher vor dem Wachtgebäude auf dem Hofe; die Zugbrücke war aufgezogen. Dennoch gelang genau 6 Monate nach Kellners Einlieferung, am 13. Februar 1852, dessen Flucht. Die Hauptrolle dabei spielte der Buchdrucker Joh. Friedrich Zinn, Sohn eines kurfürstlichen Holzträgers. Dieser, ein begeisterter Republikaner, genügte damals im Leibgarderegiment seiner Militärpflicht. Er benutzte die Gelegenheit, die sich ihm bot, wenn er die Kastellwache als Gefreiter bezog, sich Wachsabdrücke des Schlüssels zu Kellners Zelle zu verschaffen und mit Kellner selbst durch die verschlossene Zellentür in Verbindung zu treten. Ein Plan, Kellner über die Dächer der Nebenhäuser zu entführen, scheiterte an Kellners Zaghaftigkeit. Man wählte deshalb einen andern Plan. Am 13. Februar 1852 befand sich Zinn wieder, und zwar infolge Tauschs mit einem Kameraden, auf Kastellwache. Wachtkommandant war Korporal Vaupel, später Polizeisergeant in Kassel. Der Einjährig-Freiwillige Tasch, später Geh. Baurat in Berlin, der Geburtstag feierte, bewirtete abends die Wachtmannschaft mit Bier und Branntwein. Zinn überredete nun im Laufe des abends den Säbelposten vor Kellners Zelle unter dem Vorgeben, „das Fäßchen sei bald leer, er müsse sich beeilen, wenn er an der Kneiperei teilnehmen wolle“, seinen Posten zu verlassen, den Zinn für ihn übernahm. Dieser öffnete nun die Zelle und ließ Kellner heraus. Dann übernahm er in derselben Weise den Dienst des Postens im Hausflur und trat, als auch dieser Posten glücklich entfernt war, mit Kellner in die Tür des Arresthauses. Als nun der Posten vor Gewehr gerade bei seinem Hin- und Hergehen dem Arresthause den Rücken wendete, schlüpften beide im Schatten des Walles über den Hof und eilten auf den Wall hinauf, wo die Gebüsche sie deckten. Auf ein durch Pfeifen gegebenes Zeichen ruderte nun der Kammacher Georg B . . . ., der bis dahin mit seinem Kahn unter den Bogen der Fuldabrücke gelegen hatte, heran, Kellner ließ sich an einem Stricke vom Wall hinab in den

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