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der Redner die Verhältnisse, welche zur Begründung des Königreichs Westfalen von Napoleons Gnaden führten, die Gestaltung der Dinge unter dem halb-französischen Regiment in Recht und Wirtschaft des Staats, in Militär- und Finanzwesen. Gegenüber der wachsenden Mißstimmung des Volkes, die nicht zum wenigsten aus dem schwer lastenden Steuerdruck hervorging (incl. der indirekten Abgaben habe er sich 1812 auf 25 % des Einkommens belaufen), fühlte König Jérôme das Bedürfnis sich durch persönliche Reisen im Lande beliebt zu machen. Die eingehende Schilderung der Reise des Königspaares ins Werratal zur Besichtigung des Allendorf-Soodener Salzwerkes und des Meißner bildete den Mittelpunkt des Vortrags und erweckte das lebhafte Interesse der Zuhörer. Nach der vorbereitenden Tätigkeit der Präfekten und Unterpräfekten, gefördert noch durch die reichliche Bewirtung der Landleute auf Staatskosten wurde den hohen Reisenden eine Ergebenheit und Begeisterung entgegengebracht, die unser nationales Empfinden wunderlich genug berührt. Als Quelle diente dem Vortragenden u. a. Nr. 34 des Intelligenzblattes vom August 1812 mit einer genauen Beschreibung der Feierlichkeiten in Sooden und auf dem Meißner. In einer mit seidenen Kissen belegten Gondel, die noch vorhanden ist, fuhr das Königspaar auf dem mit Wachslichtern erleuchteten Soolbehälter herum. Das köstliche Naß dieser 19½ % Soole hatte damals einschließlich der Salzsteuer einen Wert von 600 000 Francs. Noch am Abend des Ankunftstages (20. August) fuhr das Königspaar in Begleitung einer Abteilung Haustruppen auf den Meißner und übernachtete dort, die Bergleute vom Meißner, von Großalmerode und Kaufungen brachten ihm einen Fackelzug, es folgte eine Beleuchtung des Werratales und des benachbarten Eichsfeldes durch mehr als hundert Freudenfeuer, begleitet von dem Glockengeläute in allen benachbarten Ortschaften. Am nächsten Tage besuchte das Königspaar die schönsten Aussichtspunkte des Meißner, sowie die Kohlengrube Bransrode und die Fayencefabrik von Rüppel und Ruhlmann in Großalmerode und kehrte dann nach Kassel zurück.

 

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