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davor, gefiel zwar dem Landgrafen, kam aber wegen seiner Kostspieligkeit nur zum kleinen Theile zur Ausführung. Der Landgraf bewilligte dazu bedeutende Summen, u. A. 91564 Reichsthaler aus verschiedenen Fonds, abgesehen von der Beschaffung aller erforderlichen Baumaterialien, und da das Werk, obwohl mit grossem Eifer begonnen und unter Heranziehung von Arbeitern auch Soldaten aus ganz Hessen in Verbindung mit denen aus Welschland betrieben wurde, doch ein Jahrzehnt in Anspruch nahm, gab er nochmals zur Fortsetzung der Arbeit 24000 Reichsthaler für das 1710. Jahr. Die in der genannten Summe enthaltene jährliche Besoldung von Guernieri betrug 1500 Thaler, 30 Klaftern Holz, freie Kost und Miethentschädigung. Das aufgerichtete Riesenschloss ist ein kolossaler, 3 Stockwerke hoher, von Kreuzgewölben durchbrochener felsenartiger Bau, ein Grottenwerk. Redner beschrieb nun ausführlich dasselbe nach seiner Beschaffenheit in den einzelnen Theilen und die herrliche Rundsicht von der Plattform des 8eckigen Baues (Octogon), theilte mit, dass nach Aufführung der Pyramide auf demselben im Jahre 1712 ein grosses Hoffest gehalten und dazu eine Denkmünze geschlagen worden sei, und schilderte weiter das Herabströmen der Gewässer vom Riesenschlosse die Cascaden hinab.

Dem gewaltigen Werke liegt die aus der griechischen Götterlehre entnommene Sage von der durch die Giganten versuchten Erstürmung des Himmels zu Grunde, welche durch die olympischen Götter unter Beistand des Halbgottes Herkules abgeschlagen wurde und mit dem Untergange der Giganten endete, auf deren Leibern ungeheuere Felsmassen gewälzt wurden. Selbstverständlich durfte deshalb dem Bau die Statue des Herkules nicht fehlen, und diente zu ihrer Herstellung als Muster die vom Landgrafen im Farnesischen Palaste zu Rom gesehene. Zuerst sollte dieselbe in Stein ausgeführt werden; da dies jedoch auf Schwierigkeiten stiess, wurde sie aus Kupfer getrieben und auf die nach Cassel zugehende Vorderseite des Octogons gesetzt im Jahre 1717. In den Geschichtsbüchern von Hessen bezw. Cassel ist die Anfertigung der Herkules-Statue übereinstimmend dem Hof-Kupferschmiede Otto Philipp Küper zu Cassel zugeschrieben; bei den Ausbesserungs-Arbeiten im Sommer 1900 fand sich aber eine Platte in dem Kopfe der Statue mit der Inschrift, dass Goldschmied Johann Jacob Anthoni aus Augsburg das Bild 1714—1717 Nov. gefertigt habe. Es stehen sich nunmehr gegenüber einer Seits die im Marburger Archive befindlichen Rechnungen, von denen eine Reihe auf den Goldschmied oder den Kupfertreiber Anthoni, und daneben andere für Handwerker verschiedener Art, Bergleute, Erdarbeiter, Maurer, Schmiede u. dergl. ausgestellt sind, während der Name Küper in den Rechnungen nirgends vorkommt, und anderer Seits die in den Händen der Nachkommen Küpers befindlichen Urkunden, denen zu Folge:

1) der Messing-Schmelzmeister Christoph Küper bittet, seinen Sohn Otto Philipp als Lehrling des Kupfer-Schmidt-Handwerks anzunehmen, und sodann später

 

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