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Es handelt sich um eine stark oxydirte kupferne Schüssel, welche einen Durchmesser von ungefähr 50 cm. hat. Da ihr der Boden fehlt und sich in ihr ein gleichfalls an einer Seite von Kupferoxyd stark gefärbter Schädel und sonstige Bestandteile befanden, so war man zunächst geneigt, diese Schüssel für den unteren Theil eines Helmes und den Inhalt für das dazu gehörige Lederfutter zu halten. Herr Dr. Bickell wies jedoch nach, dass es sich nicht um einen Helm, sondern um eine Schüssel handele, dass der Schädel nicht dazu gehöre, und dass der übrige Inhalt aus Resten von Eingeweiden bestände. Namentlich entscheidend für diese Frage war der Umstand, dass sich dabei noch Reste eines Rippenausschnittes befanden, welcher zum Zwecke der Herausnahme der Eingeweide gemacht war. Die Schüssel kann also nur zur Beisetzung der Eingeweide eines Verstorbenen gedient haben. Wahrscheinlich handelt es sich um einen hier verstorbenen vornehmen Pilger. Eine Kunstform war an der Schüssel nicht zu entdecken, welche die Zeit, welcher sie angehört, annähernd bestimmen liess. Doch wird sie wohl noch dem Mittelalter angehören.

Den Hauptvortrag des Abends hielt hierauf Herr Pfarrer Heldmann aus Michelbach über »den Grafen Damian Hugo von Viermund und den durch ihn abgeschlossenen Frieden von Passarowitz.«

Damian Hugo Franz Adrian von Viermund, dem Geschlechte unserer hessischen Herren von Viermünden angehörig, ist unter der grossen Anzahl auch in weiten Kreisen durch ihre hohe öffentliche Stellung bekannten Angehörigen dieses Geschlechts der bedeutendste. Er ist 1666 geboren, war erst für den geistlichen Stand bestimmt, zog es jedoch vor, Kriegsdienste zu nehmen und trat 1696 in kaiserlichen Dienst. Fr stieg bald zu höheren Chargen auf, wurde 1700 in den Reichsgrafenstand erhoben und zwar erhielt er, da das Siebmacher’sche Wappenbuch sein Geschlecht als Viermund aufführt, das Wappen des Grafen von Pyrmont zu dem seinigen hinzu. Er kam dann in die höhere Verwaltungs- und diplomatische Laufbahn, war 1715 Statthalter zu Mantua, 1715— 1720 kaiserlicher Gesandter in Schweden, Preussen, Polen, nahm 1717 für den Kaiser Karl VI. die Huldigung in Aachen ein, wobei es höchst feierlich herging, und wurde, nachdem durch Prinz Eugen der Türkenkrieg zum Segen der ganzen abendländischen Welt glücklich geführt, in der Eroberung von Belgrad seinen förmlichen Abschluss gefunden hatte, bestimmt, den Frieden mit dem Grosssultane abzuschliessen. Die Friedensverhandlungen fanden bei Passarowitz statt; neben dem kaiserlichen Gesandten Hugo Damian von Viermund waren noch England, Holland und Venedig auf der Seite der christlichen Völker vertreten. Es war keine leichte Aufgabe, diese Verhandlungen zu führen; es galt den Erbfeind für das Abendland definitiv unschädlich zu machen. Wir können dem Herrn Vortragenden nicht in allen hochinteressanten Einzelheiten folgen, welche die Abreise nach dem Congressorte, die Reise selbst, die Verhandlungen und der am 13. Juli 1718

 

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