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Nun wurde er Mitredacteur der Rhein- und Ruhr-Zeitung, welche scharf gegen die Reaction vorging und für die Volksrechte eintrat, wie es die neu errichtete Fortschrittspartei that. Ausserdem schrieb Lange noch für andere Zeitungen und wurde Secretär der Handelskammer. Dabei arbeitete er noch viel in Philosophie und Pädagogik.

In dieser Zeit hatte Schultze-Delitzsch das Interesse für die Arbeiter geweckt, und auch Lange wirkte für Gründung eines Consum- und Vorschussvereins, die er jedoch bald nur als Vorstufen für etwas höheres ansah. Durch Lasalle wurde er ebenfalls sehr begeistert, und nun suchte er zwischen den beiden Richtungen „Staatshülfe“ und „Selbsthülfe“ zu vermitteln, die sich nach seiner Meinung nicht ausschliessen durften. An dem Vereinstage der deutschen Arbeitervereine, aus denen sich später die socialdemokratische Partei entwickelte, nahm er 1864 theil, ferner hielt er in Duisburg, Ruhrort, Mülheim u. s. w. Arbeiter-Versammlungen ab.

Hierdurch hatte er sich mit den Principalen verfeindet und musste die Secretärstellung in der Handelskammer niederlegen Zu eigener Veitheidigung und Aufklärung schrieb er „Die Arbeiterfrage, ihre Bedeutung für die Gegenwart und Zukunft“, die stets einen grossen Werth behalten wird. Wegen dieser Schrift wurde er vom Assessor Eugen Richter und anderen angegriffen. Bald sagte er sich von der Foitschrittspartei los, da diese die sociale Frage als grosse Nebensache behandelte. Auch aus der Redaction der Rhein- und Ruhrzeitung trat er aus und gründete im Herbst 1865 eine eigene Arbeiterzeitung, den Boten vom Niederhein, in der er die Arbeiter zu einer geregelten Anwendung ihrer Macht ermahnte und ein freies und einiges Deutschland anstrebte; auch mit der Einrichtung von Baugenossenschaften beschäftigte er sich. In derselben Zeit vollendete er sein grossartiges Werk „Die Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart“, das mit Recht allgemein bekannt und hochgeschätzt ist Auch socialpolitische Arbeiten erschienen noch mehrfach von ihm.

Mit Bismarks Politik konnte er sich nicht einverstanden erklären, er fürchtete einen drohenden Imperialismus. Auch während des Krieges und nach demselben änderte er seine Ansicht nicht. Später hat er dagegen Bismarks deutsche Politik gern anerkannt.

Unterdessen war er Theilhaber an einer Buchhandlung und Leiter einer Druckerei geworden So war es ihm sehr lieb, dass ihm ein Schulfreund in Winterthur eine Geschäftsverbindung an Zeitung und Buchhandlung anbot, im Herbst 1866 siedelte er in die Schweiz über. Hier griff er nun lebhaft in den Kampf der democratischen Partei im Canton Zürich gegen die conservative Regierung ein, und es gelang ihm hier seine Ideen glücklich, freilich mit vieler Mühe und Arbeit, durchzuführen. In politischen und anderen Vereinen war er Vorstandsmitglied, bald wurde er auch in den Verfassungs- und Cantonsrath, sowie in den Erziehungsrath gewählt, endlich auch in den Stadtrath von Winterthur; auch dem Eisenbahn- und Forstwesen stand er eine Zeit lang vor. Dann las er Nationalökonomie an einer Fortbildungsanstalt für Lehrer, wurde darauf 1869 Privatdocent und 1870 Professor an der Uni- [Universität]

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