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Monatsversammlung am 26. Februar 1894. Vorsitzender: Bibliothekar Dr. Brunner. 1) Herr Bankier Fiorino hat eine Anzahl von Kupferstichen aus der »Ehrensäule« ausgestellt, zu welchen Herr Dr. Grotefend Erläuterungen gibt. — 2) Herr Dr. Knabe hält den angekündigten Vortrag »Über Leben und Wirken Frierich Albert Langes«*).

Redner führte ungefähr folgendes aus:

Er wolle heute in kurzen Zügen ein überaus interessantes Leben und einen Mann behandeln, der mit einer ans wunderbare grenzenden Arbeitskraft und mit ausserordentlichen Kenntnissen ausgestattet, gewirkt hat, so lange es ihm überhaupt möglich war. Leben und Wirken sei bei ihm eins gewesen. Lange sei kein Hesse, er habe nur 3 Jahre im alten Kattenlande gelebt, und doch könnten wir mit Professor Cäsar stolz sagen: „Er war unser!“ Eine mit grosser Wärme abgefasste Lebensbeschreibung rühre von Dr. O. A. Elissen her, und ein fast vollständiges Verzeichnis seiner Schriften von Franz Weinkauff finde man in der allgemeinen deutschen Biographie.

Langes Vater war in der Jugend, wie seine Vorfahren, Bauer und Fuhrmann, konnte aber dann auf Veranlassung des Pfarrers seiner Heimath in Bonn Theologie studiren und wurde Pfarrer in Wald bei Solingen, wo ihm am 28. September 1828 als zweites Kind sein Sohn Friedrich Albert geboren wurde. Bald kam der Vater nach Langenberg bei Elberfeld und 1832 nach Duisburg, bis er 1841 an Stelle von David Strauss nach Zürich als Professor der Theologie berufen wurde. In dem industriellen Gebiete am Rhein lernte Albert Lange den starken Gegensatz zwischen grossem Reichthum und nackter Armuth kennen, auch wurde sein Mitgefühl für die Armen durch zwei besondere Vorkommnisse in der Kindheit und Jugend geweckt. In Zürich lebte er sich bald ein und bestand 1847 ganz vorzüglich sein Abiturientenexamen. Dann hörte er ein Jahr lang daselbst theologische und philologische Vorlesungen und bezog darauf die Universität zu Bonn, um die alten Sprachen und später auch Philosophie zu studiren. Dabei schlug er schon meistens eigene Wege ein, auch unterbrach er diese Zeit durch einen halbjährigen Aufenthalt als Hauslehrer in Köln. Auch seine allgemeine Ausbildung sowie die ästhetische und rhetorische betrieb er angelegentlich. Im März 1851 wurde er Doctor der Philosophie auf Grund einer vorzüglichen Arbeit über die Metrik lateinischer Dichter, und im Sommer desselben Jahres erledigte er auch seine Oberlehrerprüfung. Nach einem vierteljährigen Aufenthalte im Elternhause begab er sich nach Köln, um der Militärpflicht zu genügen. Er fand, dass vom Heere aus die Spannung der Stände ausgeglichen würde, und dass in der konsequenten Subordination in der Armee nichts entwürdigendes liege. Schon lange hatte er sich mit pädagogischen Fragen beschäftigt und über die Reform der

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*) Der Bericht ist vom Herrn Vortragenden eingesandt worden.

Mittheilungen.                                                     2

 

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