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eine brave Truppe fast ruhmlos, aber „furchtlos und treu“ endete, zwingt jedem Leser warmes Interesse ab.

Der erste Theil behandelt auf 43 Seiten nur eine Woche, die Tage vom 16. bis 22. Juni, in welcher Zeit Generalmajor v. Schenk die kurhessischen Truppen bei Hanau concentrirte, um dann das Obercommando an den Generalmajor v. Lossberg abzutreten.

Die kurfürstliche Division war damals aber nicht Hals über Kopf mobil zu machen und ihr oberster Kriegsherr fasste leider nicht den naturgemässen Entschluss, sich in die Mitte seiner abrückenden Truppen zu begeben.

In der Nacht vom 20. zum 21. Juni erreichte den General von Lossberg die Ordre, den Oberbefehl einstweilen zu übernehmen, und dieser Befehl sollte durch die Gefangennahme des Kurfürsten und seine Abführung nach Stettin die einzige Richtschnur für ein Handeln bleiben, bei dem jener lediglich auf sich selbst angewiesen war. Daraus schon ermisst man die peinliche Lage dieses Mannes, der bisher oft unbillig oder falsch beurtheilt ist und dem das Schmidt’sche Buch endlich Gerechtigkeit wiederfahren lässt.

Schon am Mittag des 22. sah General von Lossberg klar ein, dass seine Truppen unschlagfertig seien und andererseits erfuhr er, dass der Kurfürst in der Ausübung seiner Herrscherrechte durch die Preussen bereits gehindert sei. Nunmehr traten die Kurhessen durch Bundestagsbeschluss, der indess formell höchst fraglich erscheint, unter den Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen-Darmstadt, der das VIII. deutsche Bundescorps befehligte.

Dass nämlich in Deutschland bei den Mittel- und Kleinstaaten alles schlecht gerüstet sei, wollte der Kurfürst selbst jetzt nicht einsehen. Am Abend des 22. Juni ist dann entgiltig Kurhessens Schicksal besiegelt worden. Aber alles dies wusste General von Lossberg nicht und so fügte er sich dem Bundestagsbeschluss und stellte sich und seine Division unter das Commando des Prinzen Alexander von Hessen. Entschieden hemmend für die Mobilisirung war ferner der Uebergang vom glatten zum gezogenen Geschütz und die Neueinführung des Zündnadelgewehrs. Endlich drohten in der Kriegskasse bald die Gelder auszugehen

 

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