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[Darstellungen] stellungen und speciell auf die gleichzeitigen Bilder hessischer Geschichte über. Die älteste grössere gleichzeitige Darstellung von Zeitereignissen, wobei Hessen hervorragend betheiligt war, ist der von G. Sturm verfasste „Warliche Bericht, wie von . . . Tryer, Pfaltz und Hessen weyland Franz von Sickingen überzogen ....“ Dieses Büchelchen enthält 16 Holzschnitte. Der Vortragende war leider nicht in der Lage diese Schrift vorlegen zu können, dagegen konnte er 3 in Dr. Georg Hirth’s Kulturhistorischem Bilderbuche enthaltene Nachbildungen von Holzschnitten über Ereignisse vorlegen, an denen Hessen in erster Linie Theil hatte, deren Truppen, Feldlager, kriegerische Aktion auch auf diesen Blättern mit dargestellt sind. Es sind dies 1) ein grosser Holzschnitt von L. Cranach, darstellend die Belagerung von Wolfenbüttel durch Sachsen, Braunschweiger und Hessen 1542, 2) ein kleinerer über denselben Gegenstand, 3) ein Holzschnitt von Hans Mülich, Feldlager vor Ingolstadt 1546, in welchem Hessen und Sachsen gegen den Rath des Feldhauptmanns der Schmalkalder unschlüssig die günstigste Zeit zum energischen Angriffe gegen die Kaiserlichen verstreichen liessen. Während die Anwesenden sich diese Darstellungen näher ansahen, machte der Vorsitzende noch Mittheilungen über eine andere Art gleichzeitiger historischer Darstellungen von Zeitereignissen, nämlich die satyrischen und ging specieller auf mittelalterliche Scheltbriefe ein, indem er einen solchen vorlegte. Dieser zur Vorlesung und Erklärung gekommene Scheltbrief gehört dem Jahre 1468 an und ist vom Grafen Erwin von Gleichen gegen Werner, der sich nennet Ritter von Hanstein, gerichtet. — Den Schluss des Abends bildeten Mittheilungen des Vorsitzenden über die neue Ausgabe der Epigramme des Euricius Cordus, herausgegeben von Karl Krause in den zu Berlin erscheinenden lateinischen Literaturdenkmälern des XV. und XVI. Jahrhunderts. Der Vorsitzende wies auf Krauses Arbeiten auf dem Gebiete der Hessischen Humanisten hin und ging näher auf die dem Buche vorangeschickte Einleitung ein. Diese Einleitung bietet zur Lebensgeschichte des Cordus manches neue, worüber vom Herausgeber schon längere Artikel im Hessenlande erschienen waren. Manches Irrige und Verkehrte, was diese Artikel brachten, hat Krause in der Einleitung glücklicher Weise fortgelassen. Wichtig und durchaus als sicher erbracht anzusehen ist der Beweis, dass Cordus in Erfurt studiert haben muss; sehr wahrscheinlich ist es, dass er 1505—1507 in Erfurt studierte. Dass aber der im Herbste 1505 immatrikulirte Student Heinricus Solde de Franckenbergk mit Euricius Cordus identisch ist, dass er also zur Familie Solde (später Soldan) gehörte, ist mit dem Materiale, welches Krause dafür ins Feld führte, nicht sicher bewiesen.

Die dritte Sitzung, abgehalten am 11. Mai 1892, galt in erster Linie dem Andenken an die gerade vor 600 Jahren erfolgte Erhebung des Hauses Hessen in den Reichsfürstenstand. Der Herr Geh. Regierungsrath Direktor Dr. Münscher war zum Festredner bestimmt.

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