LXI

Ganz besonderes Gewicht wird in neuester Zeit auf die Untersuchung des römischen Strassennetzes gelegt, und auch die Limeskonferenz hat für die Ermittelung desselben in unserer Gegend eine Summe angesetzt. Zu suchen ist hier nach der den Limes begleitenden Strasse zwischen Rückingen und Marköbel mit ihren Türmen, eine wenig hoffnungsvolle Arbeit, weil da der Jahrtausend alte Anbau die Spuren fast überall verwischt hat. Weit aussichtsvoller ist die Nachforschung nach denjenigen Strassen, welche die Verbindung zwischen den Grenzkastellen und den rückwärts gelegenen Centren römischen Lebens, besonders mit Mainz, unterhielten. Hier finden Sie zahlreiche Hinweise auf das Gefundene und das noch zu Suchende in meiner Arbeit über Kesselstadt. Ich betone auch, dass es sich bei dieser Gelegenheit nicht um vage Combinationen handelt, sondern um den exakten Nachweis der noch vorhandenen Strassenkörper durch Querschnitte und Aufnahme von Profilen. Die Hochstrasse zwischen Marköbel und Bergen bietet hier — doch nur an ihren sicher ermittelten Stellen — ein sehr geeignetes Versuchsfeld für diejenigen, welche ihren Blick für die Unterscheidung von Wegeprofilen verschiedener Perioden schärfen wollen.

Weit dankbarer aber dürfte die weitere Verfolgung der Anhaltspunkte sein, welche wir im letzten Winter meines Aufenthalts in Hanau für die Annahme gewonnen haben, dass der südliche Abhang jenes Höhenzuges, der unser Mainthal nach Norden hin von Marköbel-Issigheim bis über Bergen hinaus begrenzt, von ländlichen Ansiedelungen gallo-römischer Kolonisten in ununterbrochener Reihenfolge bedeckt war. Die überraschende Ausbeute, welche die Verkoppelungsarbeiten dort gebracht haben, hat die lange Zeit festgehaltene Ansicht von der Verödung unseres Grenzlandes für immer beseitigt und damit auch die andere Annahme, dass seit der Räumung der Grenzkastelle jede Nachwirkung der römischen Herrschaft und Kultur in unserem Mainlande mit einem Male aufgehört habe, mehr als unwahrscheinlich gemacht. Allmälig verkümmert, nicht mit einem Male vernichtet, dürfte die römische Kultur nach der Eroberung des Landes sein, und die Hoffnung