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eine solche Tradition immerhin ihren Werth. Uebrigens hören sie nicht gern, daß man sie „Hessen“ nennt, weil die Nachbarn oft neckend dieses Wort gebrauchen. Als ich ihnen aber sagte, daß ich selber zum alten Hessenstamm gehöre und daß die Hessen im „Reich“ einen tüchtigen und hoffnungsvollen Theil des deutschen Volkes ausmachten, freuten sie sich und meinten, wenn dem so sei, ließen sie sich den Hessennamen wohl gefallen. Der Wirth selber war ein biedrer Mann und hielt etwas auf Familienehre, wie es der unverdorbne deutsche Bauer zu thun pflegt. Er hieß Pfeifer. Der Bruder seines „Nähn“ (Großvaters) war als kaiserlicher Oberst bei der Erstürmung von Belgrad gefallen und liegt dort begraben; ein andrer Pfeifer, der gleichfalls eine höhere militärische Würde erstiegen hatte, mag in seiner Jugend ein wilder Kriegsmann gewesen sein. Ueber eine Wallfahrt, die er nach Rom unternommen, bewahrte unser Wirth eine gar zierliche Pergamenturkunde auf. Mit einem gewissen Selbstgefühl erwähnen ferner die Bewohner von Aldein, daß aus ihrer Mitte der Staatsrath von Dipauli abstammt, - vielleicht der ausgezeichnetste Staatsmann, den Tirol hervorgebracht hat.

Wenn sich der Reisende über den Bildungszustand und Charakter einer Gegend rasch orientiren will, muß er sich mit Kindern unterhalten. Unfähig zur Verstellung, zeigen sie ein treues Bild ihrer Umgebung, durch deren Beispiel sie erzogen sind. Wenn dies wahr ist, so kann ich über die Hessen in Tirol nur das günstigste Urtheil fällen. Die Kinder, mit denen ich sprach, waren ebenso freundlich als klug in allen Reden. Auch ward mir gesagt, daß sie an schneller Auffassungsgabe alle Nachbarn übertreffen und sich namentlich durch mathematische Talente hervorthun. Was mich sehr lebhaft an unsre deutschen Dorfkinder erinnerte, war eine gewisse Schüchternheit und Befangenheit bei der ersten Begegnung, während das Kind des Romanen des Slaven und auch des Tirolers, der vielfach mit diesen Elementen gemischt ist, uns sofort keck und sicher entgegentritt. „Da bin ich, was willst du von mir ?“ scheint das letztere den fremden Wandrer zu fragen. Ja es ist sogar zum Mitgehen bereit, wenn wir ihm diesen Vorschlag machen und mit einigen Leckerbissen gehörig zu unterstützen wissen. Der junge Ger-[mane]