Bericht über Hans-Jürgen Kahlfuß in der HNA, September 2001

Hans-Jürgen Kahlfuß: Geschichte der amtlichen Kartographie der Herrschaft Schmalkalden, Kassel 2001 (Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde, Band 38).

Landkarten nicht nur als Wegweiser

Von Britta Waldmann

Seit 1985 leitet Hans-Jürgen Kahlfuß den Verein für hessische Geschichte und Landeskunde. Das interpretieren und beschreiben von Landkarten ist die Leidenschaft des ehemaligen Bibliotheksdirektors.

BAUNATAL. Für die meisten Menschen dienen Landkarten in erster Linie nur für eines: zur Weg-Findung. Bei Hans-Jürgen Kahlfuß ist das unders: Wenn der 65-Jährige aus Altenbauna eine Landkarte zur Hand nimmt, liest er daraus auch rechtliche und wirtschaftliche Beziehungen – und das am liebsten aus, früheren Zeiten. „Die Besitz- und Wegestruktur kann ich nur aus Flurkarten entnehmen. Topographische Karten geben lediglich die Landschaftsstruktur wieder", sagt Kahlfuß. Der Unterschied liege zum einen im Maßstab, zum underen darin, dass die Flurkarte als Katasterkarte diene, die topographische Karte nur die Erdoberfläche wiedergebe, so Kahlfuß.

Seit 1985 ist Kahlfuß Vorsitzender des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde mit Sitz in Kassel. Seit zwei Jahren ist der ehemalige Direktor der Universitätsbibliothek, der Landesbibliothek und Murhard'schen Bibliothek Kassel im Ruhestund. Seitdem klingelt sein Telefon noch öfter, und Vereinsmitglieder bitten ihn, beispielsweise eine historische Urkunde aus dem 14. Jahrhundert zu übersetzen. „Ich habe das Glück, dass ich die alte deutsche Schrift gut lesen kann", so Kahlfuß. Der in Königsberg (Ostpreußen geborene Bibliotheksdirektor studierte zunächst Lehramt mit den Fächern Mathematik, Geographie und Geschichte. Nach seinem Examen promovierte er 1965 in historischer Geogaphie und schloss ein wissenschaftliches Bibliotheks-Referendariat an. Für seine Doktorarbeit, erhielt er den Wissenschaftspreis der Stadt Kiel, wo er studierte. 1976 zog der Vater zweier Kinder mit seiner Frau nach Baunatal.

"Mein Beruf nahm mich ganz schön in Anspruch. Für Publikationen war da nicht viel Zeit", sagt der ehemalige Bibliothekar, der als Vereinsvorsitzender 18 Zweigvereine mit insgesamt etwa 2600 Mitgliedern leitet.

Dennoch sind im Lauf der Zeit drei Monographien entstanden, und bei weiteren Werken war Kahlfuß Herausgeber oder hat mit Aufsätzen die Werke ergänzt. Als Vorsitzender des Arbeitskreises Baunataler Chronik entstand der vierte Band unter der Koordination von Kahlfuß. Auch in anderen Vereinigungen wie der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte, dem Verein für Deutsche Bibliothekare und der Historischen Kommission für Hessen in Marburg engagiert sich der 65-Jährige. Zurzeit steckt KahIfuß in den unterstützenden Vorbereitungen für den Tag der Hessischen Landesgeschichte am 15. und 16. September in Schmalkalden. „Das liegt zwar heute in Thüringen, gehörte aber bis 1944 zum Regierungsbezirk Kassel", so der Geograph.

Noch druckfrisch sind die 1000 Exemplare der „Geschichte der amtlichen Kartographie der Herrschaft Schmalkalden". Es ist das jüngste Werk von Hans-Jürgen Kahlfuß wird rechtzeitig zum Tag der Landesgeschichte herausgekommen.