Einweihung Schütz-Gedenktafel an der Kasseler Brüderkirche am 5. Mai 2024

Stadtdekanin Barbara Heinrich begrüßte als Hausherrin die Teilnehmer der Heinrich-Schütz-Gesellschaft, die Vertreter des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 1834 e.V., u.a. Jürgen Fischer, Vorsitzender des Geschichtsvereins Kassel, die sich mit Vertretern des hessischen Musiklebens, namhaften Historikern und Forschern zur Hofkapelle des 16. und 17. Jahrhunderts in Kassel vor der noch verhüllten Tafel eingefunden hatten.

 
 
Die Alte Brüderkirche in Kassel
 

Als Vorstandsvorsitzende der »Stiftung Alte Brüderkirche« drückte sie deren große Freude darüber aus, dass die Alte Brüderkirche als wichtiger Ort während der Ausbildung und im Leben des Komponisten Heinrich Schütz nun für eine breite Öffentlichkeit in Kassel sichtbar und bekannt gemacht wird. Sie dankte sehr herzlich allen, die mit ihrem nachhaltigen Einsatz für die Realisierung gearbeitet haben, und allen Sponsoren, die diese schließlich ermöglichten.

 
 
Begrüßung durch Barbara Heinrich Stadtdekanin und Karl-Hermann Wegner
 

Die Alte Brüderkirche in Kassel ist die älteste Kirche der Innenstadt und ein einzigartiges historisches Baudenkmal des Mittelalters, das in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten geblieben ist. Die Karmeliter-Klosterkirche wurde in der Reformation (1526) zur Pfarrkirche der Ev. Altstadt-Gemeinde und blieb dies auch nach Zerstörung (1943) und Wiederaufbau, bis die Gemeinde 1970 in ihre neu erbaute Neue Brüderkirche umzog. Das historische Gebäude, ohne kirchliche Nutzung, drohte durch Leerstand allmählich zu verfallen. 1995 wurde die »Stiftung Alte Brüderkirche« ins Leben gerufen, und ein ehrenamtlich tätiger Stiftungsvorstand gewählt, der sich für den Erhalt der Kirche einsetzt. So konnte die Alte Brüderkirche nun schrittweise restauriert und neuen Nutzungen zugeführt werden. Sie steht seitdem für Veranstaltungen zur Verfügung, die der Würde des Hauses entsprechen, ob Vorträge, Konzerte, Empfänge oder Festlichkeiten. Die Alte Brüderkirche ist der besondere Ort für besondere Veranstaltungen. Sie bietet nach wie vor aber auch die Möglichkeiten für Gottesdienste.

 
 
Prof. Dr. Gerhard Aumüller
 

Kassel galt bis zur Kriegszerstörung am 22. Oktober 1943 als eine der schönsten Städte Deutschlands. Dabei repräsentierte die Stadt besonders gut das reiche architektonische Erbe einer typischen Residenz- und Hauptstadt eines mittleren Territoriums in Deutschland als Sitz von Landgrafen, Kurfürsten, auch Königen während 700 Jahren. Bedeutung und Rang der hessischen Fürsten und ihre Verwandtschaft mit den Königshäusern Europas machte deren Residenzen zum Maßstab für Kassel. Dies ist heute nur noch auf Wilhelmshöhe und in der Karlsaue erlebbar. Das eigentliche historische Kassel, die heutige Innenstadt, hat diese Qualität verloren. Kriegszerstörung, aber vor allem der Wiederaufbau, propagiert unter der Doktrin »Die neuen Stadt auf altem Grund« bedeutete Verzicht auf, ja bewusste Beseitigung, erhaltener Bezüge und Denkmale, z. B. des barocken Portals des Friedrichsgymnasiums in der Königstraße, des Vier-Flüsse-Brunnens auf dem Scheidemannplatz, der prächtigen Renaissance-Portale von Bürgerhäusern rund um den Altmarkt, der weitgehend erhaltenen Staatstheaterruine.

 
 
Arno Paduch Präsidenten der Heinrich Schütz Gesellschaft, Prof. Dr. Gerhard Aumüller und Prof. Dr. Adolf-Friedrich Holstein, Hambug
 

Die historische Gestalt und das Erbe von über 1000 Jahren Kulturgeschichte ist wissenschaftlich gut aufgearbeitet und dokumentiert, allein durch die fünf großen Bände der »Bau und Kunstdenkmäler« von Aloys Holtmeyer (1923), aber kaum etwas davon ist im Stadtbild heute lokalisierbar. Ereignisse und Fakten von europäischer Bedeutung wie die Hessische Reformation, der in Kunst und Wissenschaft prächtige Renaissancehof Landgraf Moritz’ des Gelehrten, die Aufnahme und Integration der Hugenotten, die Kasseler Aufklärung sind heute im Stadtbild kaum wahrnehmbar. Wo fand dies alles statt?

Es ist der Versuch und das Ziel des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde in Kassel, hier Ersatz zu schaffen. So stiftete er bereits zur Erinnerung an Philipp den Großmütigen und die Hessische Reformation die beiden großen Bronzereliefs von Hans Everding an der Martinskirche. Dazu gehört nun auch die Tafel für Heinrich Schütz an der Brüderkirche zur Erinnerung an die Renaissancekultur am Hof Landgraf Moritz des Gelehrten in Kassel.

 
 
Text der Tafel:

HEINRICH SCHÜTZ
1585 – 1672

DEINE RECHTE SIND MEIN LIED
IN MEINEM HAUSE
PSALM 119.54

DER BEDEUTENDSTE DEUTSCHE
KOMPONIST DES 17. JAHRHUNDERTS
WAR VON 1599 – 1612 STIPENDIAT DES
LANDGRAFEN MORITZ VON HESSEN
UND SCHÜLER DES COLLEGIUM
MAURITIANUM IM RENTHOF

ALS ZWEITER HOFORGANIST SPIELTE
ER DIE ORGEL DER BRÜDERKIRCHE
EHE ER 1615 ZUM KURSÄCHSISCHEN
HOFKAPELLMEISTER IN DRESDEN
BERUFEN WURDE.
 
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