Als der erste Bibliothekar an der Landesbibliothek Kassel Dr. Karl Bernhardi, der Archivar Georg Landau, der Direktor des Haus- und Staatsarchivs und der Landesbibliothek Dr. Christoph von Rommel und der Bibliothekar an der Landesbibliothek Dr. Heinrich Schubart am 16. August 1834 den Aufruf zur Bildung eines Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde veröffentlichten, zeigte sich das Bürgertum in Kurhessen durchaus an der Spitze des demokratischen Fortschritts in Deutschland.
Die Gründungsversammlung vom 29. Dezember 1834 im mittelalterlichen Rathaus der kurhessischen Hauptstadt ist bezeichnend für den gesellschaftlich-politischen Aufbruch im „Vormärz“, der Zeit zwischen den Revolutionen 1830/31 und 1848.
Die Vereinsgründer bezogen sich dabei ausdrücklich auf die Bewegung, die der Freiherr Karl von und zum Stein seit den Befreiungskriegen ausgelöst hatte, welcher „durch die Gründung der Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde die Quellenforschung für die allgemeine Geschichte unseres Vaterlands kräftig angeregt und neu belebt hat“.
Der Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde gehört nicht zu den ersten Vereinsgründungen dieser Bewegung – in verschiedenen deutschen Landschaften waren ähnliche Vereine bereits entstanden – doch zu den frühen. Die Resonanz in Kurhessen – auch die Gründung eines gesamthessischen Vereins unter Einschluss des Großherzogtums war erwogen worden – war sehr groß: Bereits bis zum November 1834 waren 37 herausragende Persönlichkeiten – darunter die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm – für den neuen Verein gewonnen worden, dessen Gründung und Arbeitsfelder am 29. Dezember 1834 in der ersten „Generalversammlung“ beschlossen wurden.
Die Geschichtsforschung war in Kurhessen bis dahin auf jene Einzelpersönlichkeiten beschränkt geblieben, die jetzt die Initiative ergriffen. Die aus dem Geist der Aufklärung von Landgraf Friedrich II. 1777 gegründete „Société des Antiquités de Cassel“, die sich seit 1786 „Fürstlich Hessische Gesellschaft der Altertümer“ nannte, hatte als Organisation ihre Kraft mit dem Ende des Kurstaates (1807) verloren. Dennoch bezog sich die Gründung des neuen Vereins ausdrücklich auf diese einst fortschrittliche Stiftung fürstlich-staatlicher Bildungspolitik und machte so deutlich, dass 1834 die zukunftsweisenden Ziele nicht mehr vom gelehrten Fürsten und seinem Hof vorgegeben und verfolgt wurden, sondern dass das gebildete Bürgertum diese Aufgaben nun selbst in die Hand nahm.
Am 14. Oktober 1835 wurde in der zweiten Generalversammlung des neu gegründeten Vereins Dr. Christoph von Rommel zum Vorsitzenden und Dr. Schubart zum Schriftleiter der gleichzeitig beschlossenen Zeitschrift gewählt.
Von Anfang an genoss die Vereinsgründung Wohlwollen und Beifall der Öffentlichkeit, und nachdem das Innenministerium die Vereinsstatuten genehmigt hatte, bewilligte der kurhessische Landtag eine jährliche finanzielle Beihilfe. In den größeren Städten Kurhessens bildeten die auswärtigen Mitglieder Zweigvereine (die wichtigsten in Hanau, Marburg und Rinteln), die trotz ortsbezogener Aktivitäten ein kurhessisches Zusammengehörigkeitsgefühl mit dem Hauptverein verband. Auf Bernhardis Anregung hin wurden drei Arbeitsfelder begonnen, die Erarbeitung:
- eines wissenschaftlichen Verzeichnisses aller Hessen betreffenden gedruckten Werke und Handschriften,
- eines vollständigen Verzeichnisses aller auf Hessen Bezug nehmenden und veröffentlichten Urkunden,
- einer grundlegenden Karte von Hessen mit einfachen Umrissen, in die historische, topografische und statistische Angaben eingetragen werden konnten.
In der Tradition der Gesellschaft der Altertümer von 1777 stand von vornherein die Erforschung der Bodenaltertümer und Baudenkmäler als Aufgabe des Vereins. Bereits 1836/37 fanden archäologische Grabungen auf dem Gelände der Wüstung Landsberg bei Ehringen (Altkreis Wolfhagen) statt. Auf Initiative und mit Unterstützung des Landbaumeisters Leonhard Müller wurde 1837 bis 1838 die Stiftsruine in Hersfeld aufgeräumt und die Ruine zum weiteren Erhalt gesichert. Einen wesentlichen Beitrag zur allgemeinen Vor- und Frühgeschichte leistete der Verein 1894, als in der Gemarkung Lohne ein Steinkammergrab entdeckt wurde. Auf Veranlassung des Landrates Felix von und zu Gilsa wurde in Zusammenarbeit mit dem Direktor des Museum Fridericianum in Kassel, Johannes Boehlau, dieses Grab sorgfältig untersucht und durch die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse als selten gut erhaltenes Denkmal der Jungsteinzeit deutschlandweit bekannt. Da der Geschichtsverein das Grundstück bei Züschen ankaufte, konnte diese Grabstätte bis heute dauerhaft erhalten und zugänglich bleiben.
Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte des Landes wurden zu einem Schwerpunkt der Vereinsarbeit, da sie damals noch nicht staatlich organisiert oder abgesichert waren. Der Verein gründete im Jahr 1900 die „Kommission für die Erforschung der Vor- und Frühgeschichtlichen Befestigungen in Hessen“ mit Gustav Eisentraut, Adolf Eysell, Dr. Wilhelm Lange und Johannes Boehlau. Letzterem lag daran, aus dem Museum Fridericianum ein hessisches Landesmuseum zu entwickeln, zu dessen Ausbau er eng mit dem Verein zusammen arbeitete. Dies wurde neben dem Gebiet der hessischen Volkskunde gerade für den Bereich der heimischen Vor- und Frühgeschichte wichtig, die beide bisher im Museum Fridericianum nur wenig vertreten waren. Systematisch wurden Einzeluntersuchungen der in Hessen gefundenen Gräberfelder, Ringwälle und Höhlensiedlungen (oppida) durchgeführt. Zentrale Bedeutung hatte hier die von der Kommission 1905-1908 durchgeführte Grabung auf der Altenburg bei Niedenstein wegen der damals angenommenen Gleichsetzung von Altenburg-Metze mit dem bei Tacitus überlieferten Hauptort der Chatten Mattium. Die Veröffentlichung der wissenschaftlichen Ergebnisse besorgte der Verein. Die Grabungsfunde wurden als Dauerleihgabe (1913) dem Hessischen Landesmuseum (bei zentraler landeshistorischer Bedeutung), aber auch verschiedenen Heimatmuseen übergeben.
In der Tradition der vom Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde noch in kurhessischer Zeit herausgegebenen Baudenkmal-Aufnahmen und Denkmalarchive (1862-67, 1870) unterstützte dieser auch die dann vom Bezirksverband des Regierungsbezirks Kassel herausgegebene Reihe „Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel“, deren erster Band den Kreis Gelnhausen behandelte und 1901 erschien. Die Reihe wurde allgemein als vorbildlich angesehen und vom Preußischen Ministerium für Kultus und Unterricht als Modell und Maßstab für die Denkmalarchive in anderen preußischen Provinzen erklärt. Den Gutachten und öffentlichen Erklärungen des Vereins ist es zu danken, dass viele bedeutende Baudenkmäler Kurhessens, die damals durch Verfall, aber auch durch falsch verstandene Rekonstruktionen und Restaurierungen in ihrem mittelalterlichen Bestand gefährdet waren, in ihrem ursprünglichen Zustand gerettet wurden: die Marienkirche in Gelnhausen, die Stiftskirche in Fritzlar, die Burgruine Reichenbach, die Kugelsburg bei Volkmarsen, die Homberger Schloßruine, der Graue Turm in Fritzlar, oder auch Fachwerkstraßenzüge in Homberg an der Efze und Gudensberg. Der Verein verhinderte auch, dass 1903 die Burg Spangenberg an einen Privatmann verkauft wurde. Die Forschungen des Vereins fanden jeweils ihr zeitnahes Publikationsorgan in der „Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde“, die zum ersten Mal 1835 erschien und nun zum 175. Jubiläum den 114. Band erreicht. Hinzu kommen 28 Ergänzungsbände, die „Periodischen Blätter“ (1845-1908) und die „Mitteilungen des Vereins für Hessische Geschichte“, die seit 1861 bis heute erscheinen. Eine wichtige Reihe bilden die „Hessischen Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde“ mit jetzt über 50 Bänden (seit 1958). So hat der Verein den wesentlichen Anteil an der historischen Forschung und ihrer Darstellung für Kurhessen. Das gilt insbesondere für die Zeit vor dem Bestehen öffentlicher Einrichtungen, wie der Historischen Kommission für Hessen, an deren Gründung 1896 der Verein wesentlichen Anteil hatte, und des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau (seit 1926), des heutigen Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde in Marburg, mit denen der Verein heute vertrauensvoll und fruchtbar zusammen arbeitet.
Ein wesentliches Element für die Entwicklung des Vereins und sein überregionales Wirken sind bis heute die Jahreshauptversammlungen, die bis 1862 in Kassel stattfanden, aber seitdem oft mit einem mehrtätigen Programm an verschiedenen Orten Kurhessens abgehalten werden. Seit Jahrzehnten sind sie als „Tage der Hessischen Landesgeschichte“ weit über die Vereinsmitglieder hinaus Manifestationen hessischen Geschichts- und Landesbewußtseins, bei denen lokale Themen im Zusammenhang der allgemeinen Geschichte dargestellt werden. Von Anfang an lag die unmittelbare Arbeit mit den Mitgliedern in den Händen der Zweigvereine, die mit ihren Vorträgen, Führungen und Studienfahrten den Bildungsauftrag des Vereins umsetzen.
Die Abfolge der Vorsitzenden des Vereins macht seinen Charakter als Gemeinschaft interessierter Laien mit Fachhistorikern deutlich, die auf wissenschaftlicher Grundlage die Landesgeschichte erforscht, öffentlich bekannt macht und verbreitet. Als Dr. Christoph von Rommel 1859 starb, folgten in seinem Amt Persönlichkeiten, die durch ihr Ansehen bereits eine Rolle in der Öffentlichkeit spielten. Das Gründungsmitglied Dr. Karl Bernhardi, leitete die Geschicke des Vereins von 1859 bis 1874. Auch er war an den geschichtlichen Umbrüchen 1830/31, 1848, 1866 voll beteiligt. So war er 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1867/68 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, 1867/69 Mitglied des Reichstages des Norddeutschen Bundes. Sein Nachfolger im Amt des Vereinsvorsitzenden war der Kasseler Oberbürgermeister Friedrich Nebelthau (bis 1875), der selbst mit Abhandlungen zur hessischen Geschichte hervorgetreten war und als Politiker die Annexion von 1866 für beide Seiten entschieden erleichterte. Es folgten Dr. Wilhelm Kolbe (bis 1876), Geheimrat Franz Ludwig Mittler (damals bekannter Volksliedforscher, bis 1878), Dr. Friedrich Groß (bis 1879), Major Karl von Stamford (bis 1892) und Prof. Dr. Hugo Brunner, der verdienstvolle Direktor der Landesbibliothek und Verfasser der „Geschichte der Residenzstadt Kassel“, dem Festband zur 1000-Jahrfeier 1913. Nach Generalmajor Gustav Eisentraut (1901-1924) wurde Dr. Wilhelm Hopf (Brunners Nachfolger als Direktor der Landesbibliothek) Vorsitzender (1924-38). Der Nachfolger als Vorsitzender, Dr. Helmut Kramm, fiel 1944 und wurde von Oberstudienrat i. R. Dr. Robert Friderici abgelöst.
Nach dem „Zusammenbruch“ 1945 erreichte der Verein in Kassel 1948 seine Wiederzulassung unter dem Vorsitzenden Dr. Wilhelm Hopf.
Die wieder gegründeten Zweigvereine Kassel, Marburg, Frankenberg und Eschwege wählten dann Dr. Friderici erneut zum Vorsitzenden (Biedenkopf, Gelnhausen, Melsungen nahmen nicht teil), während Dr. Hopf 1951 zum Ehrenvorsitzenden gewählt wurde. Es folgen dann bis heute der Direktor der Landesbibliothek in Kassel, Dr. Wolf von Both (1955-1958) und die Archivare des Staatsarchivs Marburg, Prof. Dr. Walter Heinemeyer (1958-1967), Oberarchivrat Dr. Karl E. Demandt (1967-1976), Oberarchivrat Dr. Korn (1976-1988). Danach wechselte der Vorsitz wieder zwischen Kassel und Marburg: Leitender Bibliotheksdirektor Dr. Hans-Jürgen Kahlfuß (1988-2005), Oberarchivrat Dr. Aloys Schwersmann (2005/6) und Museumsdirektor i. R. Karl-Hermann Wegner (seit 2006).
Bei der Wiederzulassung des Vereins gab er sich 1950 eine neue Satzung, die seitdem zur steuerrechtlichen Anerkennung der Gemeinnützigkeit wiederholt entsprechend geändert wurde (1954, zuletzt 1992 und 2009).
Seit seiner Gründung hatte der Verein nicht nur eine umfangreiche Bibliothek in der Hessischen Landesbibliothek in Kassel angelegt, sondern auch bedeutende Sammlungen zur hessischen Kunst und Geschichte. Geschlossene museale Bestände wurden als Dauerleihgabe 1913 zur Errichtung des Neubaus von Theodor Fischer als Hessisches Landesmuseum zur Verfügung gestellt, um dort diesen Charakter des bisherigen Museum Fridericianum im Interesse des Vereins besonders zu unterstreichen. Ähnlich handelte der Verein mit seinen Oberhessen betreffenden Sammlungen bei der Neueinrichtung des Universitätsmuseums in Marburg (1927). In vielen Heimatmuseen bilden Bestände aus dem Eigentum des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde einen Kern der Sammlung, da sie oft durch Initiative und organisatorische Unterstützung des Hauptvereins, vor allem aber der jeweiligen Zweigvereine gegründet wurden. In der Kasseler Landesbibliothek besaß der Verein einen eigenen Sammlungsraum, das „Zimmer des Geschichtsvereins“ mit einem großen Bestand an Bildern, insbesondere Grafiken, und Manuskripten. Dieser Raum wurde 1941 bei einem der ersten Luftangriffe auf Kassel zerstört. Damals gerettete und in die Gemäldegalerie verbrachte Bestände erlitten bei der Zerstörung Kassels am 22./23. Oktober 1943 wesentliche Verluste. Die Vereinsbibliothek ging damals vollständig verloren. Nach den verschiedenen, oft verwirrenden Auslagerungsmaßnahmen des Kasseler Kunstbesitzes seit 1943 und seiner Neuordnung bei der Rückkehr nach Kassel wurde vieles für verloren oder verschollen geglaubt. Inzwischen zeigt sich, dass tatsächlich sehr viel mehr von dem Kunstbesitz des Vereins erhalten geblieben ist, als lange Zeit angenommen. Die Stücke finden sich nur verteilt auf die verschiedensten Einrichtungen wie der neuen Universitätsbibliothek, den einzelnen Abteilungen der Museumslandschaft Hessen Kassel (mhk) oder dem Stadtarchiv. Die Aufgabe, in Zusammenarbeit mit den beteiligten Institutionen den Nachweis über dieses einst geschlossene Eigentum zu führen und aufzulisten, ist noch nicht abgeschlossen. Erst wenn entsprechende Listen vorliegen, können die Kriegs- und Nachkriegsverluste schlüssig benannt werden.
Nach der Unterbrechung von 1939 bis 1951 erschien die Vereinszeitschrift (ZHG) wieder regelmäßig und diente zunächst der Hessischen Landesbibliothek als Exemplar für einen schnell wieder belebten Tauschverkehr mit anderen Geschichtsvereinen und historischen Institutionen. Dieser Tauschverkehr mit dem sich dadurch bildenden vereinseigenen Bücherbestand zur historischen Landeskunde wurde auch beibehalten, als die Hessische Landesbibliothek zunächst mit der städtischen Murhardbibliothek vereinigt wurde und dann wieder zusammen mit dieser als Universitätsbibliothek in den Besitz des Landes wechselte. Heute wird durch die Universitätsbibliothek ein Kreis von 186 Tauschpartnern mit den Veröffentlichungen des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde bedient. Dadurch wächst der Universitätsbibliothek ein ansehnlicher Bestand Literatur zur historischen Landeskunde zu, der weit über den deutschsprachigen Raum hinausgeht. Erhaltene Archivbestände des Geschichtsvereins liegen heute im Hessischen Staatsarchiv in Marburg und reichen bis in die Gründungszeit des Vereins zurück.
Zum Jubiläumsjahr 2009 legt der Ehrenvorsitzende des Vereins, Dr. Hans-Jürgen Kahlfuß, eine nach dem gegenwärtigen Stand vollständige Aufarbeitung dieses und an verschiedenen anderen Orten bewahrten Materials vor. Seine fünfbändige Chronik „175 Jahre Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde“ wird mit drei Bänden Quellentexte aus dem Archivgut des Vereins erschließen.
Der Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde zählt gegenwärtig rund 2.500 Mitglieder in 18 Zweigvereinen, seitdem nach der Wiedervereinigung (1989) auch Schmalkalden die alte Verbindung zu Hessen mit einem eigenen Zweigverein neu belebt hat.
Die Vereinssatzung in der aktuellen Form des Jubiläumsjahres formuliert als Zweck des Vereins die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur sowie Umwelt- und Denkmalschutz im Arbeitsgebiet des Vereins, d. h. des ehemaligen Kurhessens und der Nachbarregionen, besonders soweit sie zum heutigen Bundesland Hessen gehören. Dies geschieht durch eigene Arbeiten zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde, durch Veröffentlichungen, durch Vorträge, Ausspracheabende und die Unterstützung aller in der Forschung und Bildung zur hessischen Geschichte tätigen Kräfte. Dabei bleibt der Verein seinen alten Zielen treu, dem Schutz und der Wiederbelebung der „historischen Landschaften“ in Kurhessen als der geistigen Heimat seiner Bewohner, der Bewahrung der geschichtlichen Erinnerungen, der Pflege der landschaftlichen Geschichtsüberlieferung sowie der Sammlung und Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler.
Nach 175 Jahren erfolgreichen Wirkens sieht sich der Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde heute vor der Herausforderung, ein reiches Erbe lebendig zu erhalten sowie bleibenden und noch immer aktuellen Aufgaben und Zielen in einer veränderten Gesellschaft gerecht zu werden. Ein Geschichtsverein findet sich heute nicht mehr wie im 19. Jahrhundert geborgen in einem gesellschaftlich-politischen Umfeld mit einem Weltbild, das geprägt ist vom Historismus. Nach den historischen Brüchen im 20. Jahrhundert ist die Gegenwart bestimmt von kritischen Fragen an die Geschichte, mit denen sich auch die historische Forschung und ihre Darstellung auseinandersetzen müssen. Deswegen gelten die besonderen Anstrengungen des Vereins den Anforderungen und Fragen der jüngeren Generation. Es bleibt das Verdienst der früheren Vorsitzenden Dr. Hans-Jürgen Kahlfuß und Aloys Schwersmann, hier neue Wege beschritten zu haben. Die von ihnen initiierten und gemeinsam mit dem Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde (Marburg) organisierten (erstmals 2004) „Nachwuchstagungen für Hessische Geschichte und Landeskunde“ richten sich an junge Geschichtsstudenten und -forscher und fanden bisher ein breites Echo. In gleicher Weise soll der 2001 gemeinsam mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gestiftete „Georg-Landau-Preis“ als „Wissenschaftspreis für Hessische Geschichte und Landeskunde“ insbesondere junge Forscher ermutigen und für ihre Arbeiten auszeichnen. Auch hier waren bisher das Echo und die Qualität der eingereichten Arbeiten überaus erfreulich.
So blickt der Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde mit Optimismus und Tatenfreude in das nächste Vierteljahrhundert.
Karl-Hermann Wegner
Vorsitzender |