Als Tuchmacherstadt war Hersfeld schon immer bekannt. Aber es war auch eine Stadt der Schneider. Das wurde bei einem Rundgang deutlich, an dem auf Einladung des Hersfelder Geschichtsvereins gut 20 Interessierte vom Lullusbrunnen aus in Richtung Hanfsack, Neumarkt, Wallengasse, Linggplatz, Marktplatz, Obere und Untere Frauenstraße „pilgerten“. Sachkundige Stadtführerin war Irmgard Schmidt, die hausnummerngenau erläuterte, in welchem Haus welcher Schneider wie lange gewohnt und gearbeitet hat. 1958 habe es noch 42 Schneidermeister gegeben, darunter sogar einige Schneidermeisterinnen, betonte die Friedloserin, die ihre Zuhörer auch mit den bis 1926 geltenden Zunftvorschriften vertraut machte. Zu den besonders interessanten Örtlichkeiten zählten das Haus Hanfsack 32a, in dem Louis Demme, der Begründer des Stadtarchivs, mit Frau und acht Kindern lebte, das Haus Markt 23, in dem Antonia Huth ihr Handwerk ausübte und natürlich das erst kürzlich renovierte Wohnhaus von Hans Post in der Unteren Frauenstraße 33. Der Klosterschüler Post ist „Herrschfellern und Hergeloffenen“ bis heute nicht nur als gebildeter Schneidermeister, sondern vor allem als legendärer erster „Feuermeister“ bekannt, der mit anderen das Lullusfest reformiert und in seine heutige Form gebracht hat.
Kurzbericht und Fotos: Wilfried Apel (Foto-Copyright: Wilfried Apel) |