Vortrag von Ruth Piro-Klein über Ernst Ludwig, den letzten Großherzog von Hessen-Darmstadt, und dessen Familie

Ruth Piro-Klein, 2. Vorsitzende des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, schilderte am 20.03.2018 um 19:30 Uhr im Romanischen Haus in einem Bildvortrag den Mitgliedern und Gästen des Geschichtsvereins Gelnhausen das Leben und Wirken dieses Fürsten, der sein Amt als 23jähriger antrat und mit 50 Jahren 1918 am Ende der Monarchie in Deutschland als einer von drei deutschen Fürsten nicht zurücktrat, sondern abgesetzt werden musste.

 
 
Ruth Piro-Klein (2. Vorsitzende des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde), Dr. Michael Lapp (Vorsitzender des ZV Gelnhausen) und Christine Raedler (stellvertretende Vorsitzende des ZV Gelnhausen) (Foto: Manfred Fuchs)
 

Das durch die Teilung der Landgrafschaft Hessen im Jahre 1567 entstandene Hessen-Darmstadt wurde durch den Wiener Kongress zum Großherzogtum erhoben. Die Heirat Großherzog Ludwigs IV. mit Alice, einer Tochter der britischen Königin Viktoria, begründete die verwandtschaftliche Verbundenheit Hessen-Darmstadts mit den Herrscherhäusern Europas.

Die sozial sehr engagierte Großherzogin Alice starb bereits 1878. Ihr Ehemann, Großherzog Ludwig IV., folgte 1892. So wurde Ernst Ludwig, der jüngste und einzig überlebende Sohn, bereits mit 23 Jahren Großherzog. Mit seiner 2. Frau Eleonore setzte er die sozialen Einrichtungen zum Wohle der Bevölkerung fort, die seine Mutter begonnen hatte. Seine Begeisterung für Motoren, sowohl Autos als auch Flugzeuge, förderte die Verbindung mit der Firma Opel. Bekannt wurde Ernst Ludwig aber vor allem als Bewunderer und Förderer des Jugendstils. Auf seine Initiative ging die Gründung der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt zurück.

Ernst Ludwigs 4 ältere Schwestern heirateten in bedeutende Herrscherhäuser. Vor allem die Ehen von Elisabeth mit Großfürst Sergius von Russland und Alix mit Zar Nikolaus II. brachten königlichen Glanz in das kleine Darmstadt.

Als am 09.11.1918 Max von Baden vorzeitig die Abdankung des Kaisers Wilhelm II. und den Thronverzicht des Kronprinzen verkündete, traten alle Fürsten der deutschen Teilstaaten ebenfalls zurück. Alle – bis auf 3. Diese,  König Ludwig III. von Bayern, Fürst Friedrich (der Trotzige) von Waldeck und Pyrmont und eben Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt verweigerten die Abdankung und mussten von den jeweiligen Parlamenten abgesetzt werden.
Bis zu seinem Tod 1937 lebte Ernst Ludwig mit seiner Familie in Darmstadt.

Durch den Unfalltod der großherzoglichen Familie im November 1937 und die Kinderlosigkeit des einzig Überlebenden, Prinz Ludwig, wurde das Großherzogtum Hessen-Darmstadt mit dem Kurfürstentum Hessen-Kassel nach fast 500 Jahren wieder zur Landgrafschaft Hessen zusammengeführt.

 
 
Treffen von Ruth Piro-Klein, Dr. Michael Lapp, Helga Lapp und Christine Raedler zwecks Vorbereitung des Tages der hessischen Landesgeschichte, der am 8. Sptember 2018 in Gelnhausen stattfindet (Foto: Ruth Piro-Klein)