Der Frankenberger Zweigverein des Vereins für hessische Geschichte
und Landeskunde e. V. Kassel, gegründet 1834, besteht seit
1870 als "geschlossene Ortsgruppe" und ist damit der älteste
in Frankenberg existierende Verein überhaupt. Nach dem Mitgliederverzeichnis
von 1874 gehörten damals dem Geschichtsverein folgende Frankenberger
Bürger an: Lehrer Achler, Kreisbaumeister Berner, Amtsrichter
Calaminus, Amtsrichter Ducke, Katastercontrolleur Endemann, Kreiswundarzt
Dr. Lissard, Pfarrer Loderhose, Rektor Schanze und Konrektor Schenk.
Rektor Schenk, der 1894 eine "Heimatkunde" für
den Kreis Frankenberg verfasste, und Metropolitan Wessel hatten
die Leitung des Vereins in der Kaiserzeit. Im Mai des Kriegsjahrs
1914 trat Pfarrer Koch seine langjährige Amtszeit als Vorsitzender
an. Aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 gibt es nur sehr wenig Nachrichten
aus dem Geschichtsverein. Erst nach der Lizenzierung durch die amerikanische
Militärverwaltung wurde der seit 1947 amtierende provisorische
Vorstand mit Kurt Zerfuß, Heinrich Röser und Heinrich
Engeland in einer ersten Mitgliederversammlung 1948 bestätigt.
Die Nachkriegsvorsitzenden des Frankenberger Geschichtsvereins waren
Kurt Zerfuß (1947-1954), Bürgermeister a. D. Hugo Dertz
(1954-1960), Rektor Heinz Brandt (1960-1994) und Rektor Karl-Hermann
Völker (1994 bis heute). Mit einer Vielzahl von Veranstaltungen
und Exkursionen bot der Verein in diesen Jahrzehnten ein umfangreiches
kulturelles Angebot zur regionalen Geschichte und Landeskunde. Er
beteiligte sich am Aufbau des Kreisheimatmuseums und des Frankenberger
Stadtarchivs, unterstützte die Denkmalpflege ebenso wie auch
archäologische Vorhaben und wirkte bei der Ausstattung historischer
Gebäude durch Informationstafeln mit. Mitglieder des Vereins
legten Publikationen zur regionalen Geschichte vor, unter anderem
in der vereinseigenen Reihe "Frankenberger Hefte".
Neben alter Geschichte spielt in den letzten Jahren immer mehr
auch erlebte Zeitgeschichte bei der Programmgestaltung eine Rolle.
Alljährlich werden bei einer bereits zur Tradition gewordenen
Veranstaltung Augenzeugen eingeladen, "Frankenberg vor 50 Jahren"
zu schildern. Die Reihe "Geschichte vor Ort" nimmt kleine
Museen und Kostbarkeiten im Frankenberger Land unter die Lupe. Auch
wenn der Verein in der NS-Zeit nahezu ruhte - die Aufarbeitung dieser
Epoche mit ihrem unermesslichen Leid wird ebenso vorangetrieben
wie das Gedenken an ihre Opfer.
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Seit 1998 hat die Stadt Frankenberg ihrem Geschichtsverein ein
eigenes Domizil in der Geismarer Straße 3 zur Verfügung
gestellt. Damit bestand erstmals die Möglichkeit, das vorhandene
Schriftgut und die Literatur, private Nachlässe und Vereinsakten
an einem Ort zu lagern und zu ordnen.
Es handelt sich bei dem von 1995-1998 aufwändig restaurierten
Gebäudekomplex um einen Steinturm, der vermutlich bereits den
großen Stadtbrand von 1476 überstanden hat, und zwei
anhängende Fachwerkhäuser, in denen früher Tuchmacher,
Lohgerber und Ackerbürger wohnten und arbeiteten. Hier verfügt
nun der Geschichtsverein über ein Büro mit Archiv sowie
einen kleinen Besprechungsraum. Der mittlere Bereich kann für
Vortragsveranstaltungen genutzt werden. In dem Erdgeschoss und dem
kemenatenartigen Turmraum veranstaltet der Verein "Kunsttreff
Frankenberg" wechselnde Ausstellungen in historischem Ambiente.
Direkt über dem Geschichtsverein ist im Dachgeschoss das Stadtarchiv
Frankenberg untergebracht, sodass eine enge und damit auch bürgernahe
Zusammenarbeit möglich ist. Wegen der Nähe zur früheren
Stadtmauer wurde der Gebäudekomplex "Haus am Geismarer
Tor" genannt.
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