Eine Mikwe als einzigartiges Zeugnis. Frankenberger Zweigverein besuchte Initiativen in Volkmarsen und Landau

Der Volkmarser „Arbeitskreis Rückblende e. V.“ hat, seitdem er den Kauf und Umbau des Wohnhauses am Steinweg 24 zum künftigen „Geschichtsforum“ in Angriff genommen hat, nicht nur die Finanzierung des Projektes gesichert, sondern innerhalb eines Jahres seine Mitgliederzahl von 152 auf 194 steigern können. „Mitglieder aus 30 verschiedenen Orten des Landkreises unterstützen uns dabei, ein bedeutendes Zeugnis der Geschichte unserer Stadt zu erhalten“, erklärte der Vorsitzende des Arbeitskreises, Ernst Klein, gegenüber Mitgliedern des Frankenberger Geschichtsvereins.

Unter dem Motto „Geschichte vor Ort“ statteten bei einer Exkursion die Frankenberger Geschichtsfreunde am 16. Juni 2018 zwei Geschichtsinitiativen im Nordkreis einen Besuch ab: Sie besuchten die Geschichtswerkstatt und das neue Haus im Steinweg 24, in dessen Keller ein über 500 Jahre altes jüdisches Ritualbad (Mikwe) entdeckt worden ist, das nun mit den Wohnräumen für rund 320 000 Euro erworben und ausgebaut werden kann. Anschließend stattete die Gruppe dem Förderverein zur Erhaltung der Wasserkunst von 1535 in Landau einen Besuch ab.

 
 
In Volkmarsen besuchte der Frankenberger Geschichtsverein die Ausstellung des Arbeitskreises Rückblende zum deutsch-jüdischen Leben, die später in das Haus Steinweg 24 umziehen wird. (Fotos: Karl-Hermann Völker)
 

In Volkmarsen waren die Mitglieder des Frankenberger Geschichtsvereins in der Ausstellung Arbeitskreises Rückblende tief beeindruckt von den letzten Zeugnissen deutsch-jüdischen Zusammenlebens, das durch das NS-Unrechtsregime so barbarisch beendet wurde. Ernst Klein, Arno Walprecht und Ralf Sichler erläuterten einzelne Schicksale Volkmarser Bürger und führten die Frankenberger Besucher dann zur Gedenkmauer am jüdischen Friedhof.

Mit dem erfolgten Kauf des neuen Hauses im Steinweg 24 habe der Arbeitskreis Rückblende ein „großes Zwischenziel“ erreicht, berichtete bei der Besichtigung Ernst Klein. Viele Spender und Institutionen hätten dazu beigetragen. „Wir sind jetzt aber auf weitere Förderung aus dem Dorfentwicklungsprogramm angewiesen, um unsere drei Bauabschnitte realisieren zu können.“

 
 
Ernst Klein erläuterte den Frankenberger Besuchern die freigelegte Mikwe im Keller des Hauses Steinweg 24.
 
 
Norbert Rennert führte in Landau durch die noch voll funktionsfähige „Wasserkunst“.
 

Bei dem anschließenden gemeinsamen Mittagessen in Volkmarsen informierte die Stadtverordnete Christel Keim über die Situation der Stadt und überbrachte die Grüße von Bürgermeister Hartmut Linnekugel. Für den Frankenberger Geschichtsverein bedankte sich Ruth Piro-Klein bei dem gastgebenden Arbeitskreis Rückblende mit einem Buchgeschenk.

Wie 1981 aus der spontanen Idee, die 400 Jahre alte Förderanlage für Trinkwasser als technisches Denkmal zu erhalten, der engagierte Förderverein zur Erhaltung der Wasserkunst von 1535 in Landau e. V. wurde, berichtete in laufender Anlage Norbert Rennert den Frankenberger Geschichtsfreunden. Anschaulich schilderte er die vom Bachwasser betriebene Pumpmechanik für die Trinkwasserversorgung und verwies auf Parallelen zur Frankenberger „Wasserkunst“, die bis 1901 von der Niedermühle Wasser zum Obermarkt pumpte.

Karl-Hermann Völker