Natürlich sollte in der Trauerrede ein möglichst positives Bild vom Verstorbenen gezeichnet werden. „Die formulierten Lebensläufe sind genauso glaubwürdig wie ein Ratsprotokoll oder Kirchenbuch der damaligen Zeit“, so die Forscherin. „Es gab aber schon mal handschriftliche Richtigstellungen am Rand.“
Eva-Maria Dickhaut zeigte die Vielfalt von Gattungen mit Nachrufen, akademischen Trauerreden, Personalia, Abdankungen, Portraits, Gedichten und auch musikalischen Trauerkompositionen auf, die erhalten geblieben sind, darunter auch Krankengeschichten - ein riesiger Blasenstein des Pfarrers Johannes Saubert von 1646 - und Obduktionsberichte, besonders interessant für Medizinhistoriker. Dominik Motz schrieb eine Doktorarbeit über Funeraldrucke als Erinnerungsmedien im Haus Waldeck und Pyrmont.
Sie verwies auch auf Leichenpredigten für angesehene Frankenberger Bürger, darunter Caspar Moritz von Wechmar, „welcher den 11. Juni 1644 auff den heiligen Pfingst-Dienstag von einer räuberischen Kriegs-Parthey mörderischer Weise überfallen, geschossen und umbs Leben gebracht“ wurde. Weitere Funeraldrucke hatte Dr. Dickhaut für den Sohn des Frankenberger Gerichtsschreibers Daniel Dieterich (1650-1633), den Major Johan Bönhauß (1566-1649) und David Lukan (1528-1590) ermittelt.
Wie ihre europaweit einzigartige Forschungsstelle in Marburg arbeitet und welche Zugangsmöglichkeiten Nutzern auch über das Internetportal geboten werden, beschrieb die Historikerin im letzten Teil ihres Vortrags. Nach lebhafter Diskussion in der voll besetzten Mauritiuskapelle des Museums dankte Ruth Piro-Klein der Referentin mit einem Buchgeschenk. |