Lebensbild der Landgräfin Anna in Wort und Musik

Ein Lebensbild der Landgräfin Anna von Hessen, der Mutter von Philipp dem Großmütigen, zeichnete die Kasseler Bibliothekarin Sabine Köttelwesch vor einem breiten Zuhörerkreis auf Einladung des Frankenberger Zweigvereins für Hessische Geschichte und Landeskunde in der Mauritiuskapelle des Kreis-Heimatmuseums nach.

Geboren wurde Anna am 14. September 1485 in Plau am See, einem kleinen Landstädtchen im heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Als 15-Jährige heiratete sie Landgraf Wilhelm II. von Hessen, aber so glanzvoll die tagelang dauernden Hochzeitsfeierlichkeiten waren, so trostlos wurden nach der Erkrankung ihres Mannes weite Strecken ihres Lebens, berichtete Sabine Köttelwesch. Die testamentarisch an sie verfügte Übertragung der Regentschaft stieß nach dem Tod des Landgrafen in 1509 auf heftigen Widerstand. „Man müsse eher im Blut bis an die Sporen waten, ehe man sich einer Frau unterwerfe“, äußerten die Landstände.

 
 
Für die Kasseler Referentin Sabine Köttelwesch und ihre musikalische Begleiterin am Cembalo, Dr. Claudia Schweitzer, gab es am Ende begeisterten Beifall. Fotos: Karl-Hermann Völker
 

Machtkämpfe markierten den weiteren Lebensweg von Anna. Es folgten Höhen und Tiefen. An ihrem Regentschaftsanspruch hielt sie aber weiterhin fest. Schließlich gelang ihr am 25. März 1514 die Einsetzung als Regentin. Mit Hilfe kluger und zuverlässiger Berater gelang es ihr, die katastrophale Schuldenlast des Landes Hessen zu überwinden und Schritt für Schritt eine neue Ära in der Geschichte einzuleiten, erklärte Köttelwesch. Ihren Sohn Philipp ließ sie am 2. März 1518 für mündig erklären.

Die Kasseler Forscherin beschrieb auch eine weithin unbekannte zweite Ehe, die Sohn Philipp nicht billigte: Anna heiratete am 7. September 1519 Otto Graf Solms. Nach dessen Tod lebte sie von der Welt zurückgezogen, um sich der Erziehung ihrer Kinder zu widmen. Mit Philipp söhnte sie sich nach dem Tod ihres Mannes zwar aus, aber ihr beidseitiges Verhältnis blieb weiterhin kühl. Noch nicht 40 Jahre alt, starb Anna am 12. Mai 1525. In ihrem Testament, so berichtete Sabine Köttelwesch, hatte sie bestimmt, im Franziskanerkloster zu Marburg beigesetzt zu werden. Ihr Herz sollte jedoch in der Elisabethkirche bei ihrem Gemahl Wilhelm II ruhen.

 

 

Geistliche Erbauung und festliche Stimmung bei Hofe um 1500 spiegelten sich in der zeitgenössischen Cembalo-Musik von Claudia Schweitzer.

 

Für eine „Premiere im Frankenberger Geschichtsverein“, so Vorsitzender Karl-Hermann Völker, sorgte Sabine Köttelwesch, die dort durch zahlreiche Vorträge als Expertin für Hessische Literatur und insbesondere für Frauenschicksale am Kasseler Fürstenhof vertrauter Gast ist: Bilder, Texte und die Gefühlswelt Annas wurden von der Musikwissenschaftlerin Dr. Claudia Schweitzer mit zeitgenössischer Musik aufgegriffen. Sie ließ auf einem zweimanualigen Cembalo mit silberhellem Saitenklang, reichem Trillerschmuck und kunstvoller Phrasierung geistliche und weltliche Musik erklingen.

 
 
Seinen kunstvollen Cembalo-Nachbau nach thüringischem Vorbild der Bach-Zeit erläuterte Jürgen Ammer aus Schauenburg.
 

Vorgestellt wurde das stilvoll nachgebaute Instrument aus der Zeit von Johann Sebastian Bach am Ende der Veranstaltung  im Frankenberger Kreis-Heimatmuseum durch Jürgen Ammer, der sich in seiner Meisterwerkstatt in Schauenburg bei Kassel besonders der Restaurierung und der originalgerechten Rekonstruktion alter Cembalos widmet.

Jürgen Siegesmund